Mächtige Brocken wie von Riesenhand hingeworfen
Der geologische Lehrpfad „Rund um die Fladensteine" bei Bundenthal

Am Ende des geologischen Lehrpfades erwartet den Besucher das mächtige Felsmassiv des Fladensteins.
Mächtige Bäume mit mächtigen Wurzeln suchen Halt in dem Felsgestein.
 
Der geologische Lehrpfad „Rund um die Fladensteine" bei Bundenthal wurde am 1. Mai 1993 eröffnet und ergänzt seit dem die vorhandenen Freizeiteinrichtungen im Dahner Felsenland. Hier können die geologischen Besonderheiten der Felsformationen, Gesteins- und Erdschichten des Pfälzerwalds nachempfunden und erwandert werden. Zahlreiche Schautafeln geben Einblick in die Lebensräume der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und im Ilexgarten - in der Region eher eine botanische Seltenheit - finden Wanderer Ruhe und Entspannung.

Seinen Anfang nimmt der Lehrpfad unweit des Sportgeländes in Bundenthal. „Freund, ich kenn" ein Buch, von Gott geschrieben, leserlich für jede Kreatur, ein Buch, das einzig unverfälscht geblieben, das große Buch, der heiligen Natur", heißt es gleich auf der ersten Tafel des Lehrpfades, auf dem zahlreiche Gesteinsbrocken von der Geschichte unserer Erde Zeugnis ablegen. Die Exponate geben dem Pfad eine recht eigenwillige, wenn nicht einmalige Form, da bei seiner Errichtung die Natur nicht verändert wurde.

Die oft mächtigen Brocken, die aus den verschiedenen Hartsteinbrücken der Pfalz an den Lehrpfad nach Bundenthal transportiert werden mussten, stammen aus Albersweiler, Waldhambach, Kreimbach-Kaulbach, Kirchheimbolanden und Rammelsbach. Wie von Riesenhänden hingeworfen liegen sie entlang des Weges, der hinauf zum Felsmassiv Fladenstein führt. Es handelt sich unter anderem um Paläobasalt, Lamprophyr, Andesit, Granodiorit, Paläodacit, Granit und Basalt - Felsformationen, wie sie in der Pfalz nicht ungewöhnlich sind, aber im Dahner Felsenland, für das der rote Buntsandstein typisch ist, eigentlich nichts zu suchen haben.

Der Hauptaugenmerk liegt auf dem Themenbereich „Geologie in der Pfalz", die Tafeln geben Auskunft über die Gesteinsformationen, aber auch über die geologischen Besonderheiten des Pfälzerwaldes, wie zum Beispiel die Tafel zum Thema „Talbildungen". Zudem erfährt der Besucher viel Wissenswertes über die Entstehung der Erde. Aber auch die Geschichte der Region kommt nicht zu kurz und wird dem Besucher unter anderem mit Tafeln über „Steinbeilfunde", die „Waltharistraße" und die „Heidenlöcher" näher gebracht.
 

Bei Sonnenschein ist eine Wanderung rund um die Fladensteine durch den reizvollen Kontrast zwischen düsteren Felsen und lichtdurchfluteten Bäumen besonders abwechslungsreich.
Die Anregung für den Lehrpfad gab der damalige Vorsitzende des Verkehrsvereins, Otto Fröhlich. Um das Projekt zu realisieren schrieb der ebenfalls in dieser Sache engagierte Willi Fröhlich Steinbrüche in der ganzen Pfalz an, um den schon vorhandenen geologischen Schatz durch weitere Gesteinsbrocken zu erweitern. Für den Transport ließen sich die Bundenthaler Betrieb einspannen.
Doch ohne die Mitarbeit der Bevölkerung hätte das Projekt nicht erfolgreich beendet werden können. Es fehlte vor allem ein Fachmann, der die Steine entsprechend ihrer
Bedeutung beschriften und erklären konnte. So wurde ein Geologe gesucht, der bereit war, sein Wissen kostengünstig, besser noch ehrenamtlich, zur Verfügung zu stellen. Der fand sich in dem in Speyer lebenden, gebürtigen Bundenthaler Lehrer Karl-Heinz Jung, der sich in seiner Freizeit intensiv mit Geologie beschäftigte. Gern ließ er sich als wissenschaftlicher Berater für seine Heimatgemeinde einspannen.

Je nach Kondition, Zeit und Muße können die Besucher zwischen zwei verschiedenen Routen wählen. Der erste, etwa zwei Stunden dauernde Weg führt auf dem bereits 1983 eröffneten Naturlehrpfad rund um die Fladensteine und dabei auch an der ein wenig abseits im Wald gelegenen „Gedenkstätte Stollen" vorbei.

Für den zweiten Weg, der am Naturparkplatz „Auf der Steige" endet, benötigt man lediglich eine Stunde. Der Stollen am Fladenstein wurde während des Westwallbaus als „Sanitätsstollen" in einer Länge von 50 Metern, acht Meter breit und sechs Meter hoch, in den weichen Buntsandstein geschlagen. In den Kriegsjahren diente er zahlreichen Einwohnern des Dorfes als Unterkunft. Nach dem Krieg wurde er, wie die meisten anderen Militäranlagen, gesprengt. Dabei kam die neben dem Stollen liegende Quelle zum Versiegen. Geblieben ist eine kleine Gedenkstätte, die von Bundenthaler Bürgern am 20. Mai 1984 errichtet wurde.

Auch für Kletterer ist die aus sieben Felsen bestehende Felsgruppe der Fladensteine nach wie vor ein Paradies. Die Sektion Speyer hat hier eine Tafel aufgestellt, auf der die jeweiligen Schwierigkeitsgrade erläutert werden. Dabei werden die Sperrzeiten zum Schutz der Vögel von den Kletterern genau eingehalten.

„Doch da gibt es, unweit des Dorfes mit seiner Wehrmauer-Kirche noch sieben klobige Gesellen: aus Felsgestein, die Fladensteine, die im Grünen hocken und um sich her einen stacheligen Ilexzaun besaßen, im einsamen Winkel auf den Grund gebannt", schrieb einst die unvergessene Dichterin Erneste Fuhrmann-Stone über das Felsmassiv.

Längst haben die einzelnen Felsen eigene Namen. Der größte, in Richtung Rumbach gelegene Felsen wird „Bundenthaler Turm" oder „Brocken" genannt. Es folgt der „Namenlose Turm", der „Ilexturm" und der „Stuhl", bei dem seine Form der Namensgeber war. Dem „Jüngstturm" und dem „Backofen" schließt sich der in Richtung Erlenbach der „Erlenbacher Turm" an.

Der Sage zufolge soll einst auf der Burg Berwartstein eine große Hochzeit gefeiert worden sein. Unter den Gästen waren auch sieben Bundenthaler. Am Ende des Festes wankten sie, voll des guten Weines, nach Hause. Sie kamen vom Weg ab und beschlossen auf dem Berg über Bundenthal zu rasten. Als sie sich nun ausruhten, kam ein alter, gebrechlicher Mann den Weg entlang und bat die Männer um ein Almosen. Mit bösen Worten schimpften sie ihn einen Faulpelz, Tagedieb und Haderlumpen. „Eure Herzen sind aus Stein und so sollen auch Eure Leiber zu Stein werden", sagte der Alte. So geschah es und seitdem sind die „Sieben Brüder", wie die Fladensteine auch genannt werden, fest mit dem Erdreich verwurzelt und sie werden dort wohl sitzen bleiben bis zum Jüngsten Tag.
 
Der hier zu sehende Kuselit, ein typisch pfälzisches
 Eruptivgestein, ist nach dem Ort Kusel genannt, in dessen
 Nähe er hauptsächlich vorkommt.
Vor jedem einzelnen Felsen des Fladensteins erzählt eine
 Tafel unter dem Namen, den ihm die Einheimischen gegeben
 haben, von den Besonderheiten des Gesteins.
veröffentlicht in:
Pirmasenser Zeitung
vom 2. August 2008
© Lilo Hagen