- Unbeeinflusst vom Zeitgeist
- Ludwigswinkel:
Deutschmann setzt dem Wasgau ein Denkmal
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- Willy Deutschmann widmete
sich, bis auf wenige Ausnahmen, mit seiner Kunst ein Leben lang dem Wasgau. Er
ist kein Revolutionär, kein Weltverbesserer, er ist weder progressiv
noch avantgardistisch. Deutschmann stellt keine Fragen, seine Kunst ist
auch nicht fragwürdig, denn sie versteht sich von selbst.
- Seine
Bilder zeugen von einer tiefen Liebe und einer Verbundenheit zu der Region.
Deutschmann wird zu einem Moderator, der ohne Wertung den Ist-Zustand der Region
festhält und ihr dabei höchste Anerkennung zollt.
- Vom
herrschenden Zeitgeist des neuen Jahrhunderts, das den Kubismus, Futurismus und
Konstruktivismus gebären ließ, scheint Deutschmann unbeeinflusst. Er ist
Impressionist, der den Bildausschnitt scheinbar zufällig festlegt, dabei den
Moment festhält, wobei er die Flut des hellen Tageslichtes und die warme
Durchsonnung des Hintergrundes bevorzugt. Am
ehesten lässt sich sein Stil noch mit dem von Monet oder Pissarro vergleichen.
- Doch
sein Verdienst und seine eigentliche Leistung ist sein Art, die Landschaft, die
Menschen und ihr Leben, so wie es war für immer festzuhalten. Das seine
Sichtweise manchmal kindlich und kritiklos erscheint, der seines Pinselstrichs
manchmal sogar recht dilettantisch wirkt, tritt dabei völlig in den
Hintergrund.
- Es
ist die Heimat und ihre Geschichte, der Deutschmann mit seinen
Landschaftsbildern, seinen sehr gekonnten Porträts und seinen farbenprächtigen
Blumenstillleben ein Denkmal setzte.
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- Das Bild soll während
des
- Russlandaufenthalts der
- Deutschmanns am Schwarzen Meer
- entstanden
sein und Ehefrau Katherina
- zeigen.
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- Deutschmann
Fieber im Wasgau
- Fischbach/Ludwigswinkel:
Viele Werke im Besitz der Gemeinden
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- Das im Wasgau herrschende
Deutschmann Fieber brach 1983 mit einer Deutschmann-Ausstellung aus, welche die
Gemeinde Ludwigswinkel im Rahmen ihrer 200-Jahr-Feier auf dem Programm stehen
hatte.
- Auslöser
für diese Ausstellung waren der aus Mannheim stammende Professor Helmut
Striffler und seine Frau Mathilde, die mit dem Leyenbergerschen Anwesen das wohl
älteste Haus in Ludwigswinkel erworben hatten. Mit viel Sachverstand und Liebe
zum Detail haben sie dieses Gebäude in seinem alten Glanz wieder erstehen
lassen.
- Mit
der gleichen Liebe, die oft den Zugezogenen für die Wahlheimat eigen ist,
widmeten sie sich auch dem 1960 in Petersbächel verstorbenen Wasgaumaler Willi
Deutschmann.
- Geplant
hatten die beiden eine Ausstellung mit einer beschränkten Anzahl von Bildern
aus dem Bekanntenkreis, am Ende waren 269 Bilder und Graphiken zusammengekommen.
Die fasste man in einem Katalog mit einem ausführlichen Werkverzeichnis
zusammen. „In der Art eines Schneeballsystems haben ‚die Bekannte der
Bekannten’ immer wieder neue Hinweise und Adressen geliefert“, schreiben die
Striefflers in ihrem Vorwort.
- Bereits
vier Jahre später, 1987, erwarb Ludwigswinkel als erste Gemeinde drei
Radierungen des Malers. Heute befinden sich 32 Werke, darunter 17 Ölgemälde
und neun Radierungen im Besitz der Gemeinde.
- Als
der im Ruhestand lebende Major der US-Army, Harry V. Hodges, 1992 der Gemeinde
Fischbach persönlich die Nachricht überbrachte, dass nach seinem Tod die in
seinem Besitz befindlichen 11 Deutschmann Gemälde in die Heimat des
Wasgaumalers zurückkehren sollen, da brach auch in Fischbach das
‚Deutschmann-Fieber’ aus.
- Die 91
verstorbene Frau des Amerikaners, Professorin Renate Hodges-Schmidt, war die
Patentochter Deutschmanns und seiner aus Russland stammenden Frau Katherina
gewesen. Ihre Eltern hatten finanziell zum Bau des wunderschönen Deutschmann Häuschens
am Rande von Petersbächel beigetragen.
- Hodges
war schockiert als er den miserablen Zustand des verlassenen Hauses sah. Dass
das Grab von einer Petersbächlerin gepflegt wurde erfuhr er erst später.
- Laut
„Wasgau-Blick“ von 1992 versprach man dem Major, die Gemälde „im neu zu
errichtenden Gemeindezentrum (Wasgau-Zentrum) der Allgemeinheit zu den üblichen
Besucherstunden zugänglich zu machen. Dieses Versprechen wurde nie eingelöst,
da das Wasgau-Zentrum, das den Namen Biosphärenhaus erhielt, keine Möglichkeiten
bietet, die Bilder für eine Dauerausstellung zu hängen. Einige der im Besitz
der Gemeinde befindlichen Bilder sind jedoch im Ratssaal ausgestellt.
- Seit
dem Besuch des Majors widmet sich auch Fischbach dem Erhalt des Nachlasses von
Willi Deutschmann, dem im Leben die Anerkennung versagt wurde. Fischbach besitzt
heute 30 Werke, darunter 24 Ölbilder und zwei Aquarelle.
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- Maler,
Ball-Freund, aber auch „Todesvogel“ und Zellenleiter
- Die Beschäftigung
mit Deutschmanns Biografie hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck – Mit
Tod der Frau Lebensmut verloren
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- Geboren
wurde Willi Würth-Deutschann 1880 in Oberflörsheim bei Alzey. Als er acht
Jahre alt war, übersiedelte seine Familie nach Pirmasens. Ganz glücklich
scheinen die Eltern mit dem Berufswunsch des Sohnes nicht gewesen zu sein. Erst
1906, nach einigen Jahren Lehrzeit im Baufach, durfte er sein Studium an der Münchner
Kunstakademie aufnehmen. Zu seinen Lehrern gehörten Karl Haider und Peter Halm.
Hier in München lernte er mit der angehenden Malerin Ekatherine Burkewitsch die
Liebe seines Lebens kennen.
- In
dieser Zeit lebte auch der heute international anerkannten Kulturrevolutionär
und Mitbegründer des Dadaismus, Hugo Ball aus Pirmasens in München,
Er war als Dramaturg an den Kammerspielen verpflichtet. Mit Ball pflegte
Deutschmann schon seit seiner Schülerzeit freundschaftlichen Kontakt.
Durch Ball, dessen Familie mit dem Krottenhof ein größeres
landwirtschaftliches Anwesen zwischen Fischbach und Petersbächel besaß, lernte
er nicht nur die Region um den Maimont kennen. Auf dem Krottenhof, der vor dem
1. Weltkrieg als ‚Künstlerkolonie’ bekannt war, kam Deutschmann auch das
erste Mal mit jener Welt in Berührung, die später die seine werden sollte.
- 1912
zog das Ehepaar Deutschmann von München nach Petersbächel. Grund für die
Reise nach Odessa, die sie Anfang 1914 unternahmen, sollen
Erbschaftsangelegenheiten gewesen sein. Der Kriegsausbruch bescherte den beiden
nicht nur einen ungewollt langen Russlandaufenthalt. Deutschmann wurde
interniert. Aus Tagebuchaufzeichnungen geht hervor, dass er sich während der
Internierung seiner Malerei widmen und auch Geigenunterricht nehmen konnte.
Dennoch litt er unter all den Einschränkungen und Schikanen, denen die
deutschen „Kolonisten“ in der Ukraine ausgesetzt waren.
- Mit
dem Ende der russischen Monarchie 1917 wurde Deutschmann entlassen. Nach langen
Suchen fand er seine Frau wieder, beide gerieten dann in die Wirren der
russischen Oktoberrevolution. Die gesamte Familie von Ekatherine Deutschmann hat
die Wirren nicht überlebt. Als mittellose Flüchtlinge machten die beiden sich
zu Fuß auf in Richtung Westen. 1918 kamen sie in Pirmasens an, nach einem
kurzen Besuch bei der Mutter lebten sie eine Weile bei der Familie Ball, die
ihnen einen Teil des Krottenhofes zur Verfügung stellte.
- Beim
Aufbau des kleinen Anwesens in Petersbächel halfen zahlreiche Freunde, allen
voran das Ehepaar Schmidt, die Eltern jener Renate Schmidt, die später den US
Major Hodges heiratete.
- Aus
Erzählungen alter Petersbächler geht hervor, dass man Deutschmann mit einem
großen Schlapphut in Erinnerung hat. Seine Frau sei immer außergewöhnlich
gekleidet gewesen. Beide waren sehr gastfreundlich und zugänglich, aber dennoch
distanziert. Kinder kamen gern in das sonderbar anmutende Haus der Deutschmanns,
wo eine so ganz andere Atmosphäre herrschte als in den bürgerlichen Häusern
der Nachkriegszeit.
- In den
30er Jahren engagierte sich Deutschmann bei den Nationalsozialisten, gestaltete
für sie Flugblätter und Weihnachtskarten. In Petersbächel war er
Zellenleiter, eine Art Ortsgruppenleiter, der NSDAP. Man nannte ihn
„Todesvogel“, da er die Aufgabe hatte, die Angehörigen der gefallenen
Soldaten zu benachrichtigen. Das sind die Berichte über den anderen
Deutschmann, vor dem man zitterte, wenn er dunkel und schwarz gekleidet mit
schwerem Schritt durch Petersbächel schritt.
- Sein
Malerschlösschen nannte er „Wahnfried“, vielleicht seine Art der
nationalsozialistischen Fratze den Spiegel vor zu halten? Die Interpretation,
dass Deutschmanns Arrangement mit den Nationalsozialisten mehr dem Wunsch ums Überleben
entsprungen sein könnte und vielleicht doch nicht einer inneren Überzeugung, lässt
möglicherweise eine Geschichte zu, die Albert Bastian, heute Vorsitzender des
VdK Kreisverbandes, erzählt:
- 1943
meldete sich Bastian, damals 16 Jahre alt, freiwillig zur Waffen-SS und wurde
als tauglich gemustert. Aufgrund seines Alters sollte seine Mutter, der Vater
war in Russland, eine Ausnahmegenehmigung unterschreiben. Freudestrahlend kam er
mit dem Fahrrad heim, schon von weitem rief er ihr zu, dass er schon bald die
Uniform der Elitetruppe tragen dürfe. „Mein Vater war Zentrumsmann und meine
Mutter gut katholisch. Sie hat geweint und gesagt: ‚Ich hab’ gewusst, dass
es mit dir mal so weit kommt’, und ich habe die Welt nicht mehr verstanden.
Ich komme zur Elitetruppe und die macht so ein Theater. Dann kam der
Deutschmann, der war Zellenleiter, auf den Hof und die Mutter sagte zu ihm:
„Das sind doch noch Kinder, haben die denn vor nichts mehr Respekt?“
- Deutschmann
hat gesagt, ich soll noch mal nach Pirmasens fahren und mich freiwillig zur
Marine oder zur Luftwaffe melden. ’Die Mutter will’s net han, dass du zur SS
gehst. Ich schicke dann den Schein nach Wiesbaden’, hat er gesagt. Ich würde
heute ohne meine Mutter und den Deutschmann nicht mehr leben“, sagt Bastian,
der im Krieg ein Bein verlor.
- Als
die Amerikaner einzogen in Petersbächel, da hob Deutschmann die Hand zum
„deutschnationalen Gruß“, wofür er ein halbes Jahr interniert wurde. Mit
dem Tod seiner über alles geliebten Frau im Jahr 1954 verlor der Maler allen
Lebenswillen. 1960 starb er, arm und krank, in seinem Häuschen in Petersbächel.