Wappenschmiede und Ökologische Station in Fischbach
 
Ökologische Station soll ihrem Namen alle Ehre machen
Schon beim Bau ist Umweltverträglichkeit erstes Gebot - Beim späteren Betrieb Regenwasser und Sonne nutzen sowie mit Holz heizen
 
Hinter der alten Wappenschmiede entsteht derzeit ein weiteres Gebäude, die Ökologische Station. Als Grundlage für die Planung diente dem Architekten Hans Mehr eine ausführliche und intensive Standortanalyse nach Bedarffeststellung, da die alte Wappenschmiede sich für die Arbeit der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz als zu klein erwiesen hatte. Die GNOR wird Betreiber der Ökologischen Station sein.
Entscheidende Kriterien bei der Planung waren unter anderem die Einbindung in den Naturraum durch umweltverträgliche Gestaltung, Verträglichkeit mit dem ortstypischen Landschaftsbild, die Erschließung, Wegeanbindung und Erreichbarkeit so wie die Partizipationsmöglichkeit der verschiedenen Gebäude untereinander.
Die Ökologische Station soll sich behutsam in das abfallende Gelände einfügen und sich mit der charakteristischen Bewaldung an ihrem Standort verbinden, denn ein großer Teil der Bäume soll erhalten bleiben. Die Ebenen sind dem vorhandenen Gelände angepasst, so dass alle ebenerdig begangen werden können.
Die bis ans Haus reichende Bewaldung wird insbesondere bei der Dachgestaltung berücksichtigt werden. Einen herrlichen Ausblick auf das "Königsbruch" und das "Spießwoogtal" soll man in den Räumen, die nach Südwesten, Süden und Südosten orientiert sind, genießen können.
 
Holz wichtigster Baustoff
Die vorhandene Felsenformation wird als Gestaltungselement der Außenarchitektur aufgegriffen und mit eingebaut. Um das Gebäude spannungsreicher und lebendiger zu gestalten gibt es höhere und niedrigere Räume, Ebenen und schräg liegende Decken, beziehungsweise Dachflächen. Als primäres Baumaterial hat man sich für Holz aus heimischen Wäldern entschieden. So werden die Wände in Holzrahmenbauweise errichtet und anschließend verputzt oder mit Holz beplankt, wobei auf konstruktiven Holzschutz geachtet wird. Breite Dachüberstände schützen die naturbelassene Lärchenschalung. Es werden sichtbare Holzbalkendecken eingebaut, die im Innenbereich entweder unbehandelt bleiben oder gewachst werden.
Um das Gebäude filigraner und leichter wirken zu lassen, werden Teile der Konstruktion in Stahlskelettbauweise errichtet. Neben dem Material Holz findet Stahl, Glas und Sandstein Verwendung, die ebenso wie Licht und Farbe aufeinander abgestimmt werden. Die Ferigbauteile sind bereits fertig gestellt und stehen bei der Herstellerfirma bereit.
 
Energiesparend bauen 
"Energiesparendes Bauen" lautet die Devise, wobei sich natürlich auch beim Bau der Neuen Wappenschmiede alles ums Geld dreht und die Berücksichtigung der Kosten sich als ein wesentlicher Entwurfsfaktor darstellte. Darum entschied man sich für passive Solarenergie und legte das Gebäude an der Nordseite relativ geschlossen an, während sich die Südseite mit großen Glasflächen öffnet. Zur Wärmedämmung wählte man Holzrahmenbauweise und eine spezielle Dachisolierung.
Geplant ist die Regenwassernutzung durch die Verwendung beim Brauchwasser. In der kleinen Halle wird ein Holzofen als gestalterisches und funktionales Element zum Einsatz kommen. Er dient auch zur Beheizung der Sitzbank und der Garderobe. Die Beschickung erfolgt von dem auf der Nordseite des Gebäudes liegenden Technikraum aus. In diesem werden auch die Hausanschlüsse mit Heizung, Warmwasser und Brennstoffbevorratung vereint sein. Der Technikraum hat eine Anbindung an ein Holzlager im Innenhof.
 
Wie es innen aussieht
Die kleine Halle ist der Schwerpunkt des Gebäudes, die alle Geschosse miteinander verbindet und die Wege ordnet. Die Anlage ist behindertenfreundlich gestaltet, alle wichtigen Bereiche sowie der Zuweg zum Waldparkplatz sind ohne Treppen benutzen zu müssen erreichbar. Die multifunktionale Zentrale, das "Herzstück" der Anlage, ist gleichzeitig Kiosk, Infostation, Terrassenbedienung, Seminar- und Essraumbedienung, Rezeption und vieles mehr.
Die Terrassenlandschaft ist durch die differenzierten Funktionseinheiten wie Keller, Gastronomie und Tagungsbereich, Kurs-, Labor- und Bürobereich und den Schlafbereich gegliedert. Diese Gliederung gibt die äußere Gestaltung des Bauwerkes vor.  Außer im Gastronomie- und Tagungsbereich stehen Einfachheit und Funktionalität der Räume im Vordergrund.
 
Multifunktional ist das Zauberwort
Die Architektur bringt, laut Mehr, die Funktion des Gebäudes als "Ökologische Station" und als Forschungs- und Schulungsgebäude zum Ausdruck. Bei der Ausgestaltung werden die verschiedenen Nutzergruppen, Wissenschaftler, Schüler und Studenten, berücksichtigt.
Die Grundrissorganisation ist so angelegt, dass die Option zur eventuellen Übernahme weiterer Funktionen, wie zum Beispiel einer Verwaltung, möglich ist.
Der Seminar- und Essraum ist multifunktional ausgestaltet. Durch die mobilen Trennwände können die kleine Halle und der Seminar- und Essraum zu einem einzigen großen Raum verbunden werden.
Auch die kleine Halle soll multifunktionale Funktionen erfüllen. Sie dient den Besuchergruppen als Informations- und Aufenthaltsraum. Eine Garderobe schafft die Möglichkeit zur Ablage von Rucksäcken und feuchter Wanderbekleidung. 
 
Regenerative Energien
Geheizt wird ausschließlich mit regenerativen Energien. Auf die Verbrennung von Öl oder Gas wird komplett verzichtet. Die Hauptenergieträger sind Sonne und Holz. Der Brennstoff Holz wird als Scheitholz eingesetzt, wodurch zusätzliche Maßnahmen zur Herstellung von Hackschnitzel entfallen.
Auch aktive Solarenergie kommt zum Einsatz. Die Sonne sorgt über Solarkollektoren im Sommer für die Versorgung des Hauses mit warmem Wasser. Ist die Speicherkapazität für Warmwasser erreicht, so wird die Sonnenwärme an den Heißwasserspeicher abgegeben. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist die Nutzung von solarer Wärme auch für die Gebäudeheizung in der Übergangszeit des Jahres. Zur kompletten Wärmeversorgung des Gebäudes müssen im Jahr etwa 50 Festmeter Holz aufgebracht werden. Dies entspricht einer Heizölmenge von 11.620 Litern.
Würde man die Neue Wappenschmiede mit Öl beheizen, entstände eine CO² Masse von über 31 Tonnen im Jahr, die den CO² Gehalt in der Atmosphäre entsprechend erhöhen würden. Um dieses CO² zu binden, wäre eine gesunde, in der Wachstumsphase befindliche, Waldfläche von rund 5 Hektar notwendig.
Zudem ist Holz ein schwefelfreier Brennstoff und erzeugt somit bei der Verbrennung keine schwefelige Säure, die für den sauren Regen verantwortlich zu machen ist. Eine mit Ölbefeuerung ausgestattete Ökologische Station würde 50,6 Kilogramm schwefelige Säure bei einem angenommenen Schwefelgehalt von zwei Prozent erzeugen.
Durch den Einsatz der Sonnenkollektoren, für die eine Kollektorfläche von 25 Quadratmeter vorgesehen ist, kann der Holzverbrauch noch einmal um fünf Festmeter im Jahr reduziert werden. Das entspricht 12.500 Kilowatt.
Bei der Verbrennung von Holz entsteht eine Masse an CO², welche wiederum durch die Photosynthese aufgespaltet werden kann. Würde das Holz in der freien Natur vermodern, so wäre die entstehende CO²- Menge die gleiche wie bei der Verbrennung.
Solange nur so viel Holz eingeschlagen wird, wie man gleichzeitig wieder aufforstet, kommt es zu keiner Umweltverschmutzung, da die jungen Bäume das entstehende CO² wieder verwerten. Wird mehr Holz verbrannt, als gleichzeitig nachwachsen kann, kommt es zu einem CO² Überschuss. Einer der Gründe, warum Öl und Gas weniger umweltverträglich sind.   Beide stammen nicht aus dem natürlichen Kreislauf und stören durch die Überproduktion von CO² das natürliche Gleichgewicht.

 

 
Wappenschmiede könnte als regionale Vermarktungsstelle dienen
Anwesen soll einmal aussehen wie früher und als Musterbauernhof genutzt werden – Im Eigentum der Ortsgemeinde  
 
Als drittes Projekt nach Biosphärenhaus und Ökologischer Station ist die Wappenschmiede geplant: Sie soll zum Modell-Bauernhof umgebaut werden. Hierfür stehen aber derzeit weder ein Plan noch eine Finanzierung zur Verfügung. In den nächsten zwei Jahren ist an eine Realisierung auch kaum zu denken, so Ulrich Diehl, Geschäftsführer des Biosphärenhauses.
Wie jede Ackerbau betreibende Gemeinde besaß auch Fischbach eine Dorfmühle und das bereits vor 650 Jahren. Neben der alten Mühle im Dorf, direkt an der Sauer, deren Mühlrad 1986 wieder errichtete wurde, gab es an der Straße Richtung Rumbach eine Wappenschmiede. Das alte Gebäude an der Landstraße, kurz vor dem Biosphärenhaus, steht noch heute.
Um mehr Nutzen aus seinen Ländereien und Wäldern ziehen zu können, räumte Damian Ermund von Waldenburg bereitwillig geeigneten Personen das Recht ein, im Erbestand Sägemühlen, Waffenschmieden oder Hofsiedlungen zu errichten. So auch dem Fischbacher Müller, der zusammen mit dem Bürger Theobald Steigner am Spießwoog, direkt neben der Straße nach Rumbach, auf eigene Kosten eine Schneidmühle aufbauen wollte. Schon bald darauf folgte der Kurpfälzische Kammerdiener Simon German als Erbbeständer, doch auch er wird wohl keinen großen Nutzen aus der Mühle gezogen haben, denn die Konkurrenz der schon 1737 bekannten Schlick´schen Mühle war vermutlich groß.
Nach etwas über 30 Jahren ging 1761 die Geschichte der Sägmühle zu Ende. In diesem Jahr gab Carl Friedrich, Reichsfreiherr von Waldenburg, dem Fischbacher Waffenschmied Michael Pfeifer die Erlaubnis, an der gleichen Stelle eine Wappen-Schmiede zu bauen. Michael Pfeifer war der Sohn des Schönauer Waffenschmieds und hatte die Fischbacher Bürgerstochter Anna Maria Schehl geheiratet. Einen halben Morgen hatte Pfeiffer zur Verfügung. Das Aufschlagwasser zum Antrieb der Mühlräder floss aus dem angrenzenden kleinen Spießwoog.
Pfeifer verfügte, wie andere Waffenschmieden jener Zeit auch, über mehrere, eisenbeschuhte Hämmer aus mächtigen Eichenbalken. Von der Wasserkraft hochgehoben, schlugen diese in laut dröhnendem Takt auf den darunter befindlichen Amboß und schmiedetenm das zuvor in der Esse glühend erhitzte Eisen. Der Waffenschmied, der sich damals am Spießwoog selbstständig machte, schmiedete allerdings längst keine Waffen mehr. Er produzierte Spaten und Schippen, Äxte und Hämmer und all das was der Bauer in der Landwirtschaft einzusetzen hatte bis hin zu den Eisenzähnen für die Egge.
Fast 150 Jahre war die Wappenschmiede im Besitz der Familie Pfeifer. Im Januar 1906 verkaufte Pfeifers Witwe die Wappenschmiede an die Firma Katz in Dahn, die es an den Schmied Anton Höffler weiterveräußerte. Doch schon 1909 musste Höffler aufgeben. Seitdem diente das Anwesen nur noch als Wohngebäude.
Heute ist der alte Bau Gemeindeeigentum. Das gesamte historische Gebäude soll in seiner ursprünglichen Nutzung innerhalb des Gesamtkonzeptes des Biosphärenhauses unter dem Motto: "Naturschutzzentrum" Verwendung finden. In diesem Sinne soll es sich nach außen hin wieder als Bauernhof, landwirtschaftliches Wohn- und Betriebsgebäude mit Tierhaltung präsentieren.
Das Gebäude soll in seiner Größe und Gestaltung äußerlich auf den Stand von 1952 zurückgebracht werden. Elemente wie Fenster, Türen, Fassaden, Dachflächen und Dachtraufen sollen in stilgerechter Art gestaltet werden.
So wird ein Haus mit einer Hauptnutzfläche von 314 Quadratmetern entstehen, davon sind 111 Quadratmeter Wohnfläche. Für die Landwirtschaft zu nutzenden Räume sollen  eine Größenordnung von 105 Quadratmeter haben, die Wirtschafts- und Nebenräume im Kellergeschoss werden 98 Quadratmeter groß sein. Das Dachgeschoss hat insgesamt 140 Quadratmeter und kann später bei Bedarf ausgebaut werden.
Im Hinblick auf die Integration in das Naturschutzzentrum soll ein geeignetes Energiekonzept für die gesamte technische Ausrüstung erarbeitet werden.
Vorgesehen sind die Unterbringung einer Regionalen Vermarktungsstelle, die nicht nur für die Touristen interessant sein dürfte. Alles was die Region zu bieten hat, soll hier angeboten werden. Von Äpfel, Wild bis zu Käsespezialitäten kann sich der Besucher mit den Schätzen des Landkreises eindecken. Geplant ist auch, den alten Backofen des Bauernhauses wieder instand zu setzen, der dann bei Workshops oder im Rahmen der von vielen angestrebten Regionalmärkten am Biosphärenhaus zum Einsatz kommen kann.  
 
veröffentlicht in:
Die RHEINPFALZ
vom 22.Juli 2000
© Lilo Hagen