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Ein für die Gemeinde Nothweiler typisches
 Wohngebäude mit begrünter Fassade.
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In der Ortsmitte findet sich viel Grün. Die Fläche um den
 Zeppelinbrunnen ist so gepflastert, dass das Wasser versickern kann.
 Der Dorfplatz wird von großkronigen Laubbäumen flankiert. 
Nothweiler - ein Dorf mit Platz für Menschen und Natur
Wie sich die Nothweilerer ihr kleines Paradies einrichten
Mit wenig Geld, aber geschärftem Umweltbewusstsein Ökologie im Dorf verbessert - Sonderpreis des Landes Rheinland-Pfalz erhalten
Das auch eine kleine Gemeinde ohne großes Finanzbudget ihre Bürgerinnen und Bürger für das Umweltbewusstsein sensibilisieren und dem Verfall dorftypischer gestalterischer Qualitäten und der Verarmung der dörflichen Flora und Fauna entgegentreten kann, das zeigen die – preisgekrönten - Aktivitäten der Gemeinde Nothweiler.
Für dieses Engagement zeichnete Ministerin Claudia Martini die Gemeinde im Februar mit einem Sonderpreis für „Vorbildliche ökologische Leistungen in der Gemeinde“ aus.
„Vorbildliche ökologische Leistungen in der Gemeinde“, das war auch der Titel des Landeswettbewerbes, an dem sich Nothweiler selbstbewusst beworben hatte. „Wenn es zutrifft, dass sich die Entwicklung unseres Verhältnisses zur Landschaft in ihrem Erscheinungsbild wiederspiegelt, kann sich Nothweiler getrost dem Wettbewerb stellen“, heißt es in der Bewerbung der Gemeinde.
„Die Gemeinde Nothweiler und ihre Bürger verstehen unter dem Begriff „Dorfökologie“ die sinnvolle Weiterentwicklung der Lebensabläufe im Dorf unter Beachtung des Natur- und Umweltschutzes sowohl im besiedelten Bereich als auch im Bereich der offenen Landschaft.“
Es versteht sich für den staatlich anerkannten Erholungsort von selbst, dass hierin auch eine naturverträgliche Tourismusentwicklung – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die zweitkleinste Gemeinde im Dahner Felsenland – mit eingeschlossen sein muss.
Das dies nicht nur kühne Worte sind, fällt dem aufmerksamen Besucher in der kleinen Gemeinde an jeder Ecke auf. 
 
Entwicklungskonzept hilfreich
Der Gemeinderat hatte schon sehr früh eine Dorferneuerungsplanung verabschiedet um den Entwicklungsprozess in Übereinstimmung mit einer qualifizierten Fachplanung fortführen zu können.
Erfreulich sei, dass man auf das Entwicklungskonzept Dahner Felsenland zurückgreifen könne, was eine Optimierung der Planungsbeiträge bedeute. Schließlich waren und sind in die Erarbeitung dieser Konzeption und der Umsetzung der Ziele auch Bürger aus Nothweiler mit eingebunden. Aufgrund der vielfältigen Landschaftselemente wie Hecken, Streuobstwiesen, Steinhaufen und extensiv genutzte Äcker, wurde die gesamte Feldflur der Gemarkung in die Biotopkartierung des Landes aufgenommen, wobei der westliche Teil und das obere Litschbachthal als schützenswertes Gebiet ausgewiesen sind.
Ein Dorf und seine Reize
Die kleine Gemeinde präsentiert sich dem Besucher schon auf den ersten Blick im Sonntagsstaat. 13 denkmalgeschützte Häuser, zum Teil aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, strahlen in frischem, und sobald sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen in blumengeschmücktem, Glanz. Eines der schönsten Häuser ist wohl der ehemalige Herrenhof in der Hauptstraße 22.
Die Gemeinde legt von jeher großen Wert auf das Erscheinungsbild des besiedelten Bereiches als Teil des Landschaftsbildes. So blieb die Charakteristische Eigenart des Haufendorfes mit Wohnhäusern, Höfen und seitlichen Wirtschaftsgebäuden, den typischen Bauern- und Dorfgärten, Sandsteinmauern Hecken und Dorfnischen erhalten. Dies geschieht nicht nur wegen des schönen Anblicks, sondern auch zu Gunsten der Dorfflora und –fauna. Das geweckte Umweltbewusstsein hat auch bewirkt, dass gewachsene landschaftstypische Übergangszonen, extensiv genutzte Flächen und Streuobstwiesen, zwischen Siedlung und Feldflur erhalten werden.
Mit der sukzessiven Herausnahme von landschaftsfremden Nadelgehölz setzten sich Gemeinde und Privatleute für die Erhaltung großkroniger Laubbäume wie Eiche, Linde und Kirchbaum ein. Daher sind im ganzen Dorf noch sehr viel Hof- und Hausbäume zu finden. „Diese Bäume tragen zum Hofglück bei“, heißt es und das ist nicht nur ein alter Aberglaube. Die hohen, alten Bäume dienen dem Blitzschutz.
 
Unverfugte Sandsteinnmauern
Sandsteinmauern werden nicht verfugt und dienen somit als Lebensstätte für eine ganz spezifische Fauna. Sie sind Aufwärm- und Verabredung  Rendezvousplatz für Wildbienen, Wespen, Spinnen und Reptilien. Wegen ihres Innenklimas dienen diese Mauern vielen Reptilien, Amphibien und Marienkäferchen als Winterquartier. Zudem erfreuen sie sich bei vielen Tieren als kurzzeitiges Tages- und Nachtversteck, als Jagdgebiet und Nistplatz.
Auch begrünte Außenfassaden tragen nicht nur zur Verschönerung des Ortsbildes bei. Im Sommer beschatten und kühlen die Kletterpflanzen die Hauswände. Sie verbessern durch Verdunstung die Luft, schützen vor Regen, binden Staub und wirken als Wärmedämmung. Als schützenswerte Kleinbiotope bieten sie Brutmöglichkeiten und Lebensraum für Fledermäuse und viele Vögel.
Die Gemeinde achtet streng darauf, dass Versiegelungen vermieden werden. Der hohe Anteil an Freiflächen mit wassergebundenem Bodenbelag ist in Nothweiler auffällig, so auf dem Dorf-, Kirch- und Bürgerhausplatz sowie auf öffentlichen Gehwegen. 
 
Bauerngärten
Die bäuerlichen Gärten stellen Nahrungsressourcen für die Dorfflora dar. Einmal durch ihre eigene Tierwelt, zum anderen durch ihr Angebot an Blüten und Früchten. Für Bienen und Hummeln haben diese Gärten eine ganz besonders wichtige Bedeutung.
Der Sommer wird in Nothweiler mit der Blüte der Holunderbäume sichtbar. Noch heute wird aus den Früchten Gelee gekocht, auch dienen sie zur Grundlage von Tee und Naturheilmitteln, die immer noch Anwendung finden.
 
Landschaftsbewusst gebaut
Die Gemeinde versteht unter Dorfökologie auch die Erhaltung der Unverwechselbarkeit des Dorfes. Sie hat sich deshalb intensiv mit der historischen Architektur auseinandergesetzt und bewirkt, dass Fachwerkbauten als Zeugnisse einer ländlichen Siedlungsform erhalten bleiben. Die Gemeinde tritt vehement dafür ein, dass Baumaterialien wie Sandstein, Fachwerk, Biberschwänze und Tonziegeln verwendet werden. Deshalb bietet sie Modernisierungswilligen die Möglichkeit einer kostenlose Beratung durch qualifizierte Fachleute.
Auch bei der Ausweisung des neuen Baugebietes „Rohmwiesen“ hat die Gemeinde Orts- und Landschaftsbild, Bauweise Gestaltungsvorschriften genau festgelegt.
 
Offene Täler
Zur Bewahrung der historisch gewachsenen Kulturlandschaft als vielfältiger Lebensraum für zahlreiche gefährdeten Pflanzen und Tierarten pflegen die Nothweilerer die Übergangszonen zwischen Siedlung und Feldflur. Dabei werden, wie seit Jahrhunderten Hecken, Obstwiesen, Baum- und Gebüschgruppen nicht nur wegen ihrer ästhetischen Komponente, sondern auch wegen ihres hohen „tierökologischen“ Wertes, bewusst gepflegt.  Dies bedeutet zum Beispiel, dass tote Obstbäume nicht herausgeschnitten werden, sondern als Brutplatz und Nahrungsquelle für Tiere erhalten bleiben. Die Bürger pflanzen von Zeit zu Zeit immer wieder junge Obstbäume nach. Die Obstwiesen dienen darüber hinaus als Weide für die Bienen, die wiederum zur Befruchtung der Obstbäume beitragen. Der aus den Früchten der Obstwiesen, in der Regel werden Apfelbäume angepflanz, gekelterte Saft erfreut sich bei der Bevölkerung größter Beliebtheit.
Die Offenhaltung der Feldflur und Täler erfolgt durch Beweidung durch Schafe, Pferde und Rinder. Eine Weidegemeinschaft bringt ihre Rinder – Angus und Galloway – nach einer aufgestellten Pflegekonzeption auf die Weide.
Im nordöstlichen Teil von Nothweiler wird das Litschbachthal durch den gleichnamigen Bach und die Aue geprägt. Die Gemeinde unterlässt jegliche Unterhaltungsmaßnahme, dem Bach wird seine natürliche Dynamik zugestanden. Die Bachaue ist ein wichtiges Biotop.

 
So sollte es aussehen: Das Dorf im Tal ist von
 freigehaltenen Flächen umgeben, die Hügel sind bewaldet. 
Offene Täler
Zur Bewahrung der historisch gewachsenen Kulturlandschaft als vielfältiger Lebensraum für zahlreiche gefährdeten Pflanzen und Tierarten pflegen die Nothweilerer die Übergangszonen zwischen Siedlung und Feldflur. Dabei werden, wie seit Jahrhunderten Hecken, Obstwiesen, Baum- und Gebüschgruppen nicht nur wegen ihrer ästhetischen Komponente, sondern auch wegen ihres hohen „tierökologischen“ Wertes, bewusst gepflegt.  Dies bedeutet zum Beispiel, dass tote Obstbäume nicht herausgeschnitten werden, sondern als Brutplatz und Nahrungsquelle für Tiere erhalten bleiben. Die Bürger pflanzen von Zeit zu Zeit immer wieder junge Obstbäume nach. Die Obstwiesen dienen darüber hinaus als Weide für die Bienen, die wiederum zur Befruchtung der Obstbäume beitragen. Der aus den Früchten der Obstwiesen, in der Regel werden Apfelbäume angepflanz, gekelterte Saft erfreut sich bei der Bevölkerung größter Beliebtheit.
Die Offenhaltung der Feldflur und Täler erfolgt durch Beweidung durch Schafe, Pferde und Rinder. Eine Weidegemeinschaft bringt ihre Rinder – Angus und Galloway – nach einer aufgestellten Pflegekonzeption auf die Weide.
Im nordöstlichen Teil von Nothweiler wird das Litschbachthal durch den gleichnamigen Bach und die Aue geprägt. Die Gemeinde unterlässt jegliche Unterhaltungsmaßnahme, dem Bach wird seine natürliche Dynamik zugestanden. Die Bachaue ist ein wichtiges Biotop.
 
Naturnaher Waldbau
Ein weiterer Pluspunkt für die Gemeinde ist der „naturnahe Waldbau“ nicht nur im Gemeindewald. Artenreich, stabil und vielfältig entspricht der fast 300 Hektar große laubbaumreiche Wald den natürlichen Vegetationsgesellschaften. Das bunte Waldkleid aus Buchen, Eichen, Ahorn, Linden, Kastanien und Robinien umgibt die Gemeinde wie ein grüner Gürtel. Im Dackental wurde eine Eichennachzuchtfläche angelegt. Bemerkenswerte Baumindividuen aller Art werden an Wegen und Waldrändern belassen. Auch die Pflege und Freistellung von Hohlwegen sind ein besonderes Anliegen, denn diese bieten Lebensraum für zahlreiche  Bienen-, Wespen- und Ameisenarten, Flechten und Pilze.
 
Erholung und Tourismus
Der Wald hat nicht nur Erholungsfunktion für die Einheimischen, er ist auch wesentlicher teil des Erholungsangebotes für die Feriengäste. Mit naturnahen Waldparkplätzen sollen Besucherströme so gelenkt werden, dass zwar alle „Highlights“ gut zu erreichen sind, die Erholungswirkung des Waldes jedoch nicht darunter leidet. Die Besucherziele werden umweltfreundlich erwandert; zum einen das Naturschutzgebiet am Beißenberg und zum anderen der Waldlehr- und Wanderpfad mit der Vogelkolonie in der Abteilung Schaufelhalde. Durch die Schaufelhalde, die neben der Zeppelinhalde die letzte Röderwaldfläche beherbergt, führt auch der Zugangsweg zur Erzgrube. Hier verzichtet die Gemeinde bewusst auf jegliche Pflege.
 
Naturschutzgebiet Zeppelinhalde
Auf das Naturschutzgebiet Zeppelinhalde ist die Gemeinde sehr stolz. Die Zeppelinhalde ist das älteste Schutzgebiet in der  Südwestpfalz, das bereits 1942 nach dem Reichsnaturschutzgesetz anerkannt wurde. Durch die Schafbeweidung, aber auch mittels Handmahd und das Herausziehen von Gehölzsämlingen versucht man vor allem die Esskastanie, die Brombeere und den Adlerfarn zurückzudrängen, um dem Säulenwacholder sein Biotop zu erhalten. So hat man erfolgreich geschafft, dass der Wacholder nach wie vor das Erscheinungsbild dieser Heide prägt, je nach Jahreszeit eingerahmt von bunten Blütenteppichen aus Johannis- und Habichtskraut, Heidekraut und Nelken, Wachtelweizen und Wolfsmilch. Auch seltene Pflanzen wie die Sandrapunzel oder der Frühlingsspörgel tragen zu dieser farbenprächtigen Blütenpracht bei. Die Heidefläche mit eingestreuten offenen Sandflächen beherbergt die größte bekannte Kolonie der gefährdeten Grabwespe in Rheinland-Pfalz. Vereinzelt sind sogar Vertreter der Blauflügeligen Ödlandschrecke und des Heidegrashüpfers zu beobachten.
Der 1976 von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Forstamt Schönau angelegte Waldlehrpfad soll den Menschen die herausragende Leistung des Waldes für Flora und Fauna näher bringen und ihm den Nutzen einer Partnerschaft mit der Natur demonstrieren. 
 
Fledermäuse und Schwalben
Schon länger macht man sich in Nothweiler für den Schutz der Fledermäuse stark. Sie finden in der Erzgrube ein gemütliches Winterquartier. Diese im 19. Jahrhundert stillgelegte Grube wurde in den 70-er Jahren zum Schaubergwerk ausgebaut. Bewusst wurden nicht alle Stollengänge geöffnet, sondern fledermausgerecht mit Gittern verschlossen. Geachtet wird darauf,  dass trotz der großen touristischen Nachfrage die Ruhepausen der Fledermäuse eingehalten werden. Aus diesem Grund ist das Erzbergwerk jedes Jahr ab Ende Oktober bis Ende März für den Besucherverkehr geschlossen.
Schwalben, wichtige Schädlingsbekämpfer, finden in Nothweiler ein Zuhause. Sie werden an den Häusern geduldet und an den öffentlichen Gebäuden wird ihr Nestbau sogar gefördert. Neben der Mehlschwalbe ist auch die Rauchschwalbe hier beheimatet, der Grund, warum man die Stalltüren geöffnet hält. Im Kirchturm von Nothweiler hat die vom Aussterben bedrohte Schleiereule ihren Platz.
 
Regionale Produkte
Alljährlich hält die Gemeinde Ende März ihren Umwelttag ab. An dem Einsammeln von Unrat beteiligen sich Groß und Klein. Die fachgerechte Entsorgung des Unrates wird von der Gemeinde übernommen.
In Nothweiler ist auch einer der Dahner Felsenland Wirte (Landgasthaus Wegelnburg), die sich mit der Vorstellung des Entwicklungskonzeptes Dahner Felsenland für die Vermarktung regionaler Produkte stark gemacht haben. Der Absatz regionaler Produkte hilft unter anderem der Landschaft, denn die Nachfrage nach mehr Fleisch aus der Region bedeutet auch, dass viel mehr „Rasenmäher im Zottelfell“ unterwegs sind, die Landschaft offen zu halten. 
 
Die Regeln
Was für die Gemeinde und die Bürger von Nothweiler  ökologische Selbstverständlichkeiten sind:
 
  1. Beim Winterdienst wird auf den Einsatz von Streusalz verzichtet
  2. Friedhofsabfälle werden getrennt, insbesondere Grünabfälle werden getrennt, Grünabfälle kompostiert.
  3. In öffentlichen Anlagen wird nur Naturdünger verwendet
  4. Bei Festen und Veranstaltungen wird Mehrweggeschirr benutzt
  5. Die Gemeindegrundstücke und Böschungen werden erst nach der Blütezeit gemäht, damit sich Wildkräuter und Blumen aussäen können.
  6. Nistkästen aus heimischem Holz werden gereinigt und erneuert.
 
veröffentlicht in:
Die RHEINPFALZ
vom 1. April 2000
© Lilo Hagen