Der Reisler-Hof  gilt als Keimzelle der Gemeinde Ludwigswinkel, 
die das Gehöft erwerben und erhalten will. 
Reislerhof als Wiege der Gemeinde Ludwigswinkel
 
Von Zöllnern, Klöstern und Landgrafen
Wie aus der Wildnis ein Dorf entstand – Der Reisler-Hof gilt als Keimzelle des 1783 gegründeten Ludwigswinkel
 
Der Reisler-Hof gilt als die Keimzelle der 1783 gegründeten Gemeinde Ludwigswinkel. Heute befindet er sich im Besitz der Forstbehörde, die nun plant, das Anwesen zu verkaufen. Dabei will Ortsbürgermeister Gerhard Andreas unter allen Umständen verhindern, dass das Haus in fremde Hände fällt. Er will den Bürgern das für die Gemeinde historisch wertvolle Gebäude erhalten. Sein Konzept: Mit Hilfe der Mietergemeinschaft, die seit über 30 Jahren hier lebt, soll die Unterhaltung des Anwesens gesichert werden (die RHEINPFALZ berichtete).
„Die Reisler“ nennen die Ludwigswinkler fast liebevoll die rund 20 Familien, die hier seit über 30 Jahren ihre Freizeit verbringen und das Anwesen in Schuss halten.
Daran soll sich, wenn es nach dem Willen der Ortsgemeinde geht, auch nichts ändern. Sobald die Daniel Theysohn-Stiftung wieder Mittel zur Verfügung stellen kann, will die Ortsgemeinde das Haus erwerben, die Mietergemeinschaft soll sich auch weiterhin um die Unterhaltung des Hauses, das mit einem Naturkundemuseum ergänzt werden soll, kümmern.
Soweit die Zukunftspläne. Aber wie sieht es mit der bewegten Vergangenheit des Reisler-Hofgutes aus?
 
Wasserreiche Wildnis
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die Besitzverhältnisse in der Gegend rund um den heutigen Reisler-Hof aufgeteilt: Die rechte Seite des oberen Sauertals gehörte zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg, während die linke Seite im Besitz des Zisterzienserkloster Stützelbronn war. 
Das Gebiet glich einer wald- und wasserreichen Wildnis.  Nur die Zollschranke Kronweißenburg-Bitsch störte die unberührte Natur. Fischbach, das zum Hochstift Speyer gehörte, mangelte es wegen dieser gewaltigen Wälder an ergiebigen Weiden. Darum pachteten oder – wie man damals sagte – „lehnten“ die Fischbacher von der Herrschaft in Hanau-Lichtenberg  den „St. Ulrichsbann“. Das war der Dorfbezirk der schon früh eingegangenen Siedlung Pieterlingen, den man als Fett- und Rauhweide benützte. 
Als die Dorfbevölkerung immer stärker zunahm, reichten die vorhandenen Weiden nicht mehr und man überlegte, das Bruchland rechts des Sauertals urbar zu machen. So erbaten die Fischbacher sich von der Buchsweiler Rentei dieses Sumpfgelände als Erblehen. Doch die Rentei versteigerte das erbetene Land 1722 lieber an den Meistbietenden.
Das war der Fischbacher Zollerheber und Handelsmann Hans Georg Schlick der Jüngere, den man als den Begründer des Reisler-Hofs bezeichnen kann. Ihm wurde ein 35,5 Morgen großes Gelände unterhalb des Weirichswoogs“  und das Wiesenland unter dem Glaßweiher als Erblehen zugeschlagen.
Nach der Ausmessung der Lehenwiesen ließ Schlick Gräben in das Land ziehen, um es trocken zu legen. Schon nach einigen Jahren konnte das erste Heu eingefahren werden.
1730 begehrte der Unternehmer drei neue Wiesenplätze, die er auch erhielt. Davon lagen 41 und ein Viertel Morgen an der Rösselsbach, 25 Morgen an der Saarbach neben dem Klosterwoog und weitere 98 Morgen lagen unterhalb des obersten Saarbachbrunnens. Durch Tagelöhner entstanden auch hier nach und nach nutzbare Matten.
1745 starb der rastlose Hans Georg Schlick und sein Erbe fiel an seinen Sohn gleichen Namens, der zu dieser Zeit bischöflich-speyrischer Geheimsekretär in Altenstadt-St. Remig war und an seinen Schwiegersohn Olivier, königlicher Advokat zu Nancy.
Die Erben widmeten sich nun dem Ackerbau und beantragten bei der Buchsweiler Rentkammer zur Errichtung zweier Höfe im Reisel die Zuweisung von anbaufähigem Land.
Die Regierung gewährte ihnen rund 283 Morgen. Auch eine Bauerlaubnis wurde erteilt, und zwar für „ein oder zwei Hofhäuser für zwei Familien samt den nötigen Scheuern und Stallungen, benebst den erforderlichen Wohnungen für zwei Taglöhner“.
In dem Abkommen, das am 24. Mai 1745 zwischen der fürstlichen Rentei und den Erblehnern abgeschlossen wurde, war alles genau festgelegt: „Ohne Erlaubnis der Behörden dürfen sie weder Hofleute noch Taglöhner annehmen. Jeglicher Hofmann darf vier Melkkühe, gleich vieles Jungvieh sowie zwölf Schweine halten. Jedem Schirmer stehen zwei Stück Rindvieh zu.“
Die Schlickschen Erben suchten nach tüchtigen Afterlehnern, also Unterpächtern. Sie glaubten diese in den Wiedertäufern Jakob Raffziger und Hans Michael Albrecht gefunden zu haben. Man baute für die Familien ein geräumiges Fachwerkhaus mit zwei gesonderten Eingängen sowie Scheuer und Stallungen.
1747 war es dann soweit: Die eingesetzten Hofleute erhielten das ganze Reisel zur 18-jährigen Lehnung. Doch schon nach drei Jahren verließen  beide Afterlehner das Hofgut. Die Suche nach neuen Unterpächtern ging in den folgenden Jahren weiter. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. 
In den 1760er und 1770er Jahren kam es vermehrt zu Streitereien zwischen den verschiedenen Parteien, die sich das Gebiet rund um den Reisler-Hof aufteilten. Dabei ging es um die Holzwirtschaft, um das Jagen und das Fischen, aber auch um die Wasserversorgung und den Mühlenbetrieb.
Die Schlickschen Erben waren der Probleme rund um den Reisler-Hof irgendwann überdrüssig und versteigerten ihre Güter 1778. 
Den Zuschlag erhielt zunächst die Abtei Stützelbronn. Doch die Buchsweiler Rentkammer machte ihr verbrieftes Vorkaufsrecht geltend. Daraufhin begann ein Streit zwischen Kloster und Rentkammer, der erst 1782 ein Ende fand. Das Kloster gab nach und überließ das Anwesen für rund 16.358 Gulden der hanauischen Regierung.
 
Anlage eines Dorfes
Das Interesse der Regierung am Reisler-Hof hatte zwei gewichtige Gründe. Zum einen wollte man im schlick’schen Teil des Reisels ein Dorf anlegen - zum anderen  sollte die Schlick’schen Mühle in einen Blechhammer umgewandelt werden, um den Neusiedlern dort genügend Verdienstmöglichkeiten zu eröffnen. Die Umsetzung dieser Vorhaben führte schließlich 1783 zur Gründung von Ludwigswinkel durch den Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt.
Dabei veränderte sich auch der Reisler-Hof: Nach der Übernahme wurden die vorhandenen Gebäude umgebaut. Da Amtmann Hopffenblatt von hier aus die Ludwigswinkler Siedlungsgeschäfte  leiten sollte, wurde ein Teil des Hofhauses ansehnlich ausgestattet. Als Hofmann berief man Peter Röckel von der Martinshöhe, der allerdings bereits im August 1784 verstarb. Der Hof wurde dann von Georg Süß aus Fröschweiler und dem Wiedertäufer Daniel Steiner übernommen.
Auch das zweite Projekt wurde umgesetzt:  1785/86 wurde aus der Malmühle ein Blechhammer.
Wenige Jahre später, 1790, ergaben sich weitere wichtige Veränderungen auf dem Reisler-Hof: Die Pächter kämpften vergeblich mit den Widrigkeiten der Natur. Eine Viehseuche raffte einen großen Teil der Herde dahin, Hagelwetter und mehrere Überschwemmungen vernichteten alle Feldfrüchte. Die Folge: Am Ende konnten die Hofleute selbst die bereits ermäßigten Abgaben nicht mehr entrichten. Sie mussten den Hof verlassen.
Außerdem verstarb am 6. April 1790 Landgraf Ludwig. Und so wurde zwei Jahre später das Gut für eine neunjährige Lehne  ausgeschrieben. Es meldeten sich Baron Samuel von Gottesheim aus dem Elsass und sein Schwager, ein Herr von Mouroy, die beide den Wirren der französischen Revolution aus dem Weg gehen wollten. Als sich nach Besichtigung herausstellte, dass das Anwesen für zwei so feudale Familien zu klein war, übernahm Samuel von Gottesheim das gesamte Anwesen.
 
Anlage eines Dorfes
Das Interesse der Regierung am Reisler-Hof hatte zwei gewichtige Gründe. Zum einen wollte man im schlick’schen Teil des Reisels ein Dorf anlegen - zum anderen  sollte die Schlick’schen Mühle in einen Blechhammer umgewandelt werden, um den Neusiedlern dort genügend Verdienstmöglichkeiten zu eröffnen. Die Umsetzung dieser Vorhaben führte schließlich 1783 zur Gründung von Ludwigswinkel durch den Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt.
Dabei veränderte sich auch der Reisler-Hof: Nach der Übernahme wurden die vorhandenen Gebäude umgebaut. Da Amtmann Hopffenblatt von hier aus die Ludwigswinkler Siedlungsgeschäfte  leiten sollte, wurde ein Teil des Hofhauses ansehnlich ausgestattet. Als Hofmann berief man Peter Röckel von der Martinshöhe, der allerdings bereits im August 1784 verstarb. Der Hof wurde dann von Georg Süß aus Fröschweiler und dem Wiedertäufer Daniel Steiner übernommen.
Auch das zweite Projekt wurde umgesetzt:  1785/86 wurde aus der Malmühle ein Blechhammer.
Wenige Jahre später, 1790, ergaben sich weitere wichtige Veränderungen auf dem Reisler-Hof: Die Pächter kämpften vergeblich mit den Widrigkeiten der Natur. Eine Viehseuche raffte einen großen Teil der Herde dahin, Hagelwetter und mehrere Überschwemmungen vernichteten alle Feldfrüchte. Die Folge: Am Ende konnten die Hofleute selbst die bereits ermäßigten Abgaben nicht mehr entrichten. Sie mussten den Hof verlassen.
Außerdem verstarb am 6. April 1790 Landgraf Ludwig. Und so wurde zwei Jahre später das Gut für eine neunjährige Lehne  ausgeschrieben. Es meldeten sich Baron Samuel von Gottesheim aus dem Elsass und sein Schwager, ein Herr von Mouroy, die beide den Wirren der französischen Revolution aus dem Weg gehen wollten. Als sich nach Besichtigung herausstellte, dass das Anwesen für zwei so feudale Familien zu klein war, übernahm Samuel von Gottesheim das gesamte Anwesen.
Viel Sanierungsarbeit wird am Gebäude notwendig sein, das von der Mietergemeinschaft Reisler Hof gepachtet wurde. 
 
 
Tüchtiger Landmann
Der Baron erwies sich als tüchtiger Landmann und erreichte in kurzer Zeit mehr, als all seine Vorgänger. Doch dann drangen die französischen Revolutionsgarden in den Wasgau ein und verstaatlichten die Hofsiedlung kurzerhand.
1823 wurde das Hofgut zum Kauf angeboten. Als sich kein Interessent fand, teilte man das Gelände auf und verkaufte es an acht verschiedene Parteien.
Über einen langen Zeitraum, von 1834 bis 1842, gelang es dem Schönauer Eisenwerk-Direktor Ludwig Drion das Hofgut wieder zurückzukaufen. Drion behielt den Hof bis 1863. Dann verkaufte er ihn für 21.000 Gulden an die Elsässische Familie Zeisolf. 
1886 kaufte der Staat Bayern der Familie Zeisolf das Anwesen für 55.000 Mark ab und erklärte das ehemalige Gesindehaus zur Försterwohnung. Bis in die 1930er Jahre wurde das Haus von dem jeweiligen Revierförster bewohnt.
1972 schließlich pachtete die Mietgemeinschaft Reislerhof (MGR) das Gebäude, das nun, im Jahr 2005, mit ihrer Hilfe für die Gemeinde Ludwigswinkel erhalten werden soll. 
 
 
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Bevor Landgraf Ludwig Ludwigswinkel gründete, gab es bereits den Reislerhof - ohne den der Landgraf gar nicht auf die Idee gekommen wäre. 
 
 
Rastloser und gewiefter Unternehmer
Ludwigswinkel: Schlick legt mit Urbarmachung des Reisels Grundstein für Ludwigswinkel
 
"Schlickefischbach“ – diese Bezeichnung hört man nur noch hin und wieder, wenn von Fischbach die Rede ist. Mit diesem Namen wird an Johann Georg Schlick erinnert, den Mann, der mit der Urbarmachung des Reisels den Grundstein des Dörfchens Ludwigswinkel legte. 
„Diese tatenfrohe, weltkluge, begüterte Persönlichkeit, die auch vor vorteilsüchtigen Unternehmen nicht zurückschreckte, überragte ihre Mitbürger an Kenntnissen und Fähigkeiten um ein Erkleckliches“, charakterisierte Ludwig Kampfmann, der sich in den 30iger Jahren intensiv mit der Geschichte Ludwigswinkels beschäftigt hat, den rastlosen Unternehmer. 
„Johann Georg Schlick, im Jahr 1692 als Sohn des speyrischen Schultheißen Simon Schlick geboren, stieg innerhalb weniger Jahrzehnte zum wohlhabendsten „Handelsmann“ dieser Gegend auf“, stellt auch Fischbachs Chronist Wolfgang Schultz fest.
Schlick hatte ein beträchtliches Vermögen geerbt, sein Vater war Pächter von Salzsiedereien und besaß große Güter, auch im Lothringischen. Mit Hilfe weitreichender Beziehungen, und einem großen kaufmännischen Talent gelang es ihm, ein regelrechtes Handelsimperium aufzubauen. 
Seinen Kultivierungsarbeiten, die er mit Hilfe von Tagelöhnern durchführte, sind nicht nur die Schlickmühle und der Reislerhof zu verdanken, Auch die Gründung des Rösselsbrunnerhofes und letztlich des Dorfes Ludwigswinkels sind erst durch die Aktivitäten Schlicks möglich geworden.
Um die wirtschaftlichen Potentiale des Pfälzer Waldes effektiver nutzen zu können, baute Schlick 1737 unterhalb des Saarbacherhammers, wo der Rösselsbach in den Saarbach mündet, eine Säg-, Öl- und Mahlmühle, die seinen Namen trug.
1740 erhielt er von der hanauischen Regierung zu Buchsweiler die Genehmigung, dieser Erblehensmühle noch einen Mahlgang für Getreide anzugliedern. In der Folgezeit wurden hier jährlich mehrere hundert Malter Frucht gemahlen, die Schlick im kornreichen Lothringen aufgekauft hatte.
Das Mehl verkaufte sich gut im fruchtarmen Wasgau. Schlick baute in kurzer Zeit einen gut florierenden Getreide- und Mehlhandel auf. Seine Handelsbeziehungen reichten dabei weit ins elsässische, lothringische und kurpfälzische Gebiet hinein.
Er selbst nannte sich „General fermier der königlichen Domainen in Deutsch-Lothringen“. In dieser Funktion betätigte er sich als Generalpächter aller Staatsgüter des französischen Königs im deutschen Teil Lothringens. Neben Großgrundbesitz gehören dazu auch Salzsiedereien. Der Handel mit Salz war zur damaliger Zeit Gold wert.
Neben seinen wirtschaftlichen Unternehmungen übte er noch weitere Funktionen und Tätigkeiten aus. So besaß er die Erlaubnis zum Weinausschank in seiner Mühle. Er war außerdem hanauischer und speyrischer Zolladmodiator, war also für die Eintreibung des herrschaftlichen Zolles in dieser Gegend zuständig. In Fischbach übte er das Amt eines hochfürstlich-speyrischen Schultheißen aus. Bei seinem Anwesen besaß er eine Biersiederei und betrieb zudem noch Fischzucht in verschiedenen eigenen und gepachteten Weihern. Dank seiner guten Beziehungen zu den Franzosen gelingt es ihm, Lieferant der königlichen-französischen Armee zu werden. In welchen Größenordnungen sich dieser Handel bewegte, zeigt eine Abrechnung von 1735. Damals lieferte Schlick im Zeitraum vom 25. Februar bis 23. April insgesamt 200 Sack Weizen und 1122 Sack Roggen an die Magazine zu Weißenburg und zu Neustadt an der Weinstraße. Dieser Auftrag hatte einen Wert von über 46.000 Livres.
Doch die Vielzahl seiner Aktivitäten und deren sichtbarer Erfolg weckte auch die Neider. So wurden die Gemeinden Fischbach, Obersteinbach und Eppenbrunn mehrmals bei der Buchsweiler Regierung vorstellig und bezichtigten Schlick, dass er Nachts unterwegs sei und Grenzsteine verrücke. Doch diese Verdächtigungen erwiesen sich immer wieder - nach entsprechenden Ortsbegehungen - als unwahr.
1745 starb der emsige, ja fast ruhelose Hans Georg Schlick, der mit der Gründung des  Reisler Hofes die Gründung Ludwigswinkels erst möglich gemacht hatte.
veröffentlicht in:
Die RHEINPFALZ
vom 24. September 2005
© Lilo Hagen