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Die Sehenswürdigkeiten von Lauterschwan (hier ein altes Foto) erschließen sich dem Gast erst, wenn er sich Zeit nimmt, von der Hauptstraße abzubiegen. Ansonsten wird der Ort einfach nur durch die Bundesstraße 427 in zwei Hälften geteilt.
 
Der alte Dorfbrunnen in Lauterschwan. Katharina Müller, geborene Waigel (mit Rechen und Sense), die "Peter Mamme" (mit dem Kübel auf dem Kopf), Agnes Jung, geborene Trapp (das große Mädchen), Maria Reinhard, geborene Boos (das kleine Mädchen), Lina Weiland (die Frau von rechts) Artur Müller (der kleine Junge, vermisst in Stalingrad) und zwei unbekannte Wanderer.
Bereits im Mittelalter als „Swandin“ erwähnt
 
Heute eine Annexe der Gemeinde Erlenbach – Heimatforscher Rohde führt den Namen auf die Jahrhunderte alte Methode der Waldrodung zurück
Der Durchreisende sieht nicht viel von dem Dörfchen Lauterschwan, das zwischen dem Luftkurort Dahn und dem Staatsbad Bergzabern an der Bundesstraße 427 gelegenen ist. Dessen liebenswerte Sehenswürdigkeiten erschließen sich nur dem, der sich die Zeit nimmt, von der Hauptstraße abzubiegen.
 
Für die Menschen in der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland gehört das an der Grenze zwischen dem Kreis Südwestpfalz und  dem Kreis Südlicher Weinstraße gelegene Dorf mit seinen rund 100 Einwohnern eigentlich schon gar nicht mehr so richtig dazu. Dabei existierte Lauterschwan bereits im Mittelalter. Erstmals erwähnt ist es 1313 als „Swandin“. In einer Urkunde vom 15. Dezember 1348, in der zwischen Walram II. von Zweibrücken und dem  Abt Eberhard von Weißenburg die beidseitigen Rechte in den Markungen Erlenbach, Niederschlettenbach und Lauterschwan festgelegt wurden, wird die Gemarkung „Luderswanden“ genannt. 1576 heißt das Dörfchen dann „Luterschwan“, aus dem später „Lauterschwan“ wurde.
Nach dem Verkauf durch Otto von Weingarten kam Lauterschwan um 1347 als kurpfälzisches Afterlehen in den klösterlichen Besitz der Propstei Weißenburg. Ab 1648 gehörte es dann dem Schenk von Waldenburg und damit zum Amt Berwartstein.  
Viel ist nicht bekannt aus der Geschichte dieses kleinen Dörfchens mit seinen wenigen Häusern, die sich auf beiden Seiten der Hauptstraße aufreihen. Die Geschichte Lauterschwans hat sich heute dort manifestiert, wo sie sich abgespielt hat: auf  dem Berg über dem Dorf. Hier ist der Friedhof im Schatten des kleinen Kapellchens noch ein richtiger „Gottesacker“, in den die Menschen das dem Schöpfer zurückgeben, was er ihnen einst gegeben hat. Das nur zwei Häuser weiter stehende Schulhaus, heute in Privatbesitz, erstrahlt in neuem Glanz.
Der verstorbene Lehrer und Heimatforscher Friedhelm Rohde hat einiges der Geschichte des kleinen Dorfes zusammengetragen. Seine Unterlagen werden neben vielen anderen heute  von dem Erlenbacher Ortsbürgermeister Bernd Arnold liebevoll gehütet, dabei nutzt der rührige Ortschef jede Gelegenheit, diese Unterlagen zu ergänzen.
Denn noch heute ist Lauterschwan eine Annexe der im Schatten des Berwartstein gelegenen Gemeinde Erlenbach.  
 
Neudeutsch: „Holzfällercamp“
In heutigem Deutsch bedeute ‚Lauterschwan’ nichts anderes als „Holzfällercamp“ des Klosters Weißenburg, hat Rohde einmal behauptet. Er hatte den Ortsnamen einer gründlichen Untersuchung unterzogen und führte ihn auf das germanische Wort „lut“, das bedeutet Leute oder Volk, zurück.  In Verbindung mit dem mittelalterlichen ‚Schwanden’, das bedeutet „wo der Wald geschwendet“, also zum Verschwinden gebracht wird, entstand „Luderswanden“. Hier wohnen die Leute, die den Wald zum Verschwinden bringen.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Jahrtausende alte Methode der Waldrodung praktisch angewendet. Man schälte die Rinde von den Bäumen und ließ den Wald sterben, so dass er verschwand. 
Das kaum 100 Seelen zählende Dörfchen hatte schon früh eine eigene Schule, was in den Kirchenbüchern der Pfarrei Niederschlettenbach belegt ist. So verstarb hier in Lauterschwan 1758 der Lehrer Karl Lehmann, 1770 der Lehrer Christof Engel und dem Lehrer Simon Pfeiffer wurde 1779 ein Kind geboren.
 
Schulverweserstelle
Bis 1935 besuchten die Lauterschwaner Kinder in dem kleinen, in luftiger Höhe stehenden Schulhaus den Unterricht. Dann fiel die kleine Schule der  Zentralisierungswut der Nationalsozialisten zum Opfer, die ohnehin gegen die konfessionellen Schulen zu Felde zogen. Die Lauterschwaner Kinder mussten von diesem Zeitpunkt an die Schule in Erlenbach besuchen. Das war zu einer Zeit, in der man von Schulbussen noch nicht einmal zu träumen wagte.  Bis zu ihrer Schließung stand der Schule ein sogenannter Schulverweser vor, Lauterschwan war eine „Schulverweserstelle“. Die meisten nach Lauterschwan versetzten Lehrer, als Pädagogen konnte man die damals unterrichtenden Schulmeister kaum bezeichnen, waren oft zuvor irgendwo unliebsam aufgefallen und hierher strafversetzt.
Ein alter Schrank, der einst im Lauterschwaner Schulhaus zur Aufbewahrung von Akten und Unterrichtsmaterial diente, war auf den Dachboden der Erlenbacher Schule geschafft und vergessen worden. Bei Aufräumarbeiten fand ihn der inzwischen längst pensionierte Lehrer Werner Kuhn. Zufällig fiel Licht auf die Innenseite der Schranktür und machte sichtbar, was dort mit Bleistift, einem Tagebuch gleich, über Jahrzehnte niedergeschrieben war. Kuhn entzifferte die  Hinterlassenschaft längst verblichener Schulmeister und Hilfslehrer. „Oh Lauterschwan oh hätt’ ich niemals Dich gesehen...“, erzählt der Schrank.
Dabei waren gerade die Strafversetzten nicht schlechtesten Lehrer, denn oft verdankten sie die Maßregelung einfach nur ihrem losen Mundwerk und dem Widerwillen sich allem unterzuordnen. „Die Stätte, die ein gemaßregelter Hilfslehrer betritt, ist geheiligt“, schrieb denn auch einer für die Ewigkeit. Ein anderer verabschiedete sich: „So leb denn wohl Du stilles Haus, ich geh vergnügt aus Dir heraus.“
 
St. Michaelkapelle
Auch die kleine, dem heiligen Michael geweihte Lauterschwaner Kapelle erzählt ihre interessante, recht eigenwillige Geschichte. Die Kapelle gehört noch heute zur Pfarrei Birkenhördt, die für den katholischen Teil der Einwohner zuständig ist, befindet sich aber Eigentum der politischen Gemeinde Erlenbach und wird auch von den Protestanten mitbenutzt, die zur Kirchengemeinde Vorderweidenthal gehören.
Auf dem angrenzenden Friedhof musste im vergangenen Jahr eine über 20 Meter hohe Zypresse aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Den Baumstumpf ließ man stehen ein in der Region sehr bekannter Motorsägeschnitzer verwandelte ihn in einen kompakten Engel.
Die Kapelle wurde am Dreifaltigkeitstag 1966  dem heiligen Michael geweiht. Damit verfügen die Bürger der kleinen Erlenbacher Annexe wieder über ein eigenes Gotteshaus, denn die 1753 erbaute Kapelle St. Maria wurde 1944 vollständig zerstört. „Grund für ihre Zerstörung durch die Alliierten war eine im Türmchen aufgehängte rote Lampe, die der deutschen Wehrmacht – ‚Wehr-Macht’, was für ein blödsinniger Name - die Zielrichtung zum ’Feind im Elsaß anzeigte’, erzählt Arnold.
 
Traditionelle Bauweise
Bei dem zerstörten, der Mutter Gottes geweihten Kapellchen handelte es sich um eine kleine, flach gedeckte Rechteckanlage von drei auf sieben Meter mit einer Fensterachse, Fenster- und Türöffnung an der Westseite Sie hatte einen geraden Sturz, war schmucklos und verfügte über ein Satteldach und einem kleinen hölzernen Dachreiter mit Spitzhelm. Das Fundament ist noch heute im Friedhof erkennbar. Bei dem gleich nach dem Krieg geplanten Neubau  ließ man sich von der traditionellen Bauweise der Gotteshäuser inspirieren.
Ein besonders schönes Stück, das heute den Kirchenraum schmückt, ist ein steinernes Kreuz.
Bis zur Amtsperiode des Bergzaberner Bürgermeisters Erwin Maußhard, der aus der Erlenbacher Mühle stammt, stand es im Lauterschwaner Langenthal. Als es in den 60er Jahren bei einem Holztransport umgerissen wurde, ließ Maußhard das Kreuz, auf dem die Jahreszahl 1589 eingemeißelt ist, ins Schlossmuseum von Bad Bergzabern bringen. Erst durch die Initiative des ersten Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, Hermann Äckerle, hinter den sich der heutige Ortsbürgermeister Arnold und der Erlenbacher Gastronom Oskar Stöbener geklemmt hatten, kam das Kreuz 1988 wieder nach Lauterschwan und ziert seitdem den kleinen Kirchenraum.
Das Kreuz, das durch seine kunstvolle und ungewöhnliche Ausführung besticht, bereitet den Experten einiges an Kopfzerbrechen. Es ist 116 Zentimeter hoch, der Querbalken 73 Zentimeter breit. Der Sockel bis zur Jahreszahl misst 40 Zentimeter. Über der Jahreszahl, die den Kreuzstamm zu beiden Seiten um sechs Zentimeter überlappt, kommt das eigentliche Kreuz mit einem „Wappenschild“ im Zentrum. Links vom Wappen tritt ein groß geschriebenes lateinische „W“ hervor, rechts ein „G“. Auf dem Wappen sind drei stilisierte Tannen zu sehen, darunter ist ein Wolfsfangeisen zu erkennen.
Die Form des Kreuzes ist von der des Johanniterkreuz abgeleitet, vom Schnittpunkt aus gesehen sind alle Linien konvex gekrümmt. Die für das Johanniterkreuz typischen Spitzen werden dem Stilmittel der Linienkrümmung unterworfen. Das Lauterschwaner Kreuz ist also ein Kreuz ohne rechtwinkligen Spitzen oder Ecken.
 
Kein Sühnekreuz
Die Vermutung, es könnte sich um ein Sühnekreuz handeln, das auf irgendeine Untat hinweist, kann aufgrund der genannten Symbole ausgeschlossen werden. Eine mündliche Überlieferung ist auch nicht vorhanden. Doch ein solches Kreuz stellt man nicht einfach in den Wald. Es muss im Jahre seiner Erstellung 1589 eine besondere Bedeutung gehabt haben.
Man kann also nur vermuten, dass es sich bei dem W und G um Anfangs- und Endbuchstaben des Klosters Weißenburg handelt, die drei Tannen und das Wolfsfangeisen weisen auf ein Waldgebiet hin. Vielleicht handelt es sich um ein Vikariatskreuz; solche Kreuze standen am Anfang oder am Ende eines Vicinalweges, dies war ein geschützter Durchgangsweg durch klösterliches Waldgebiet. Solch ein Vicinalweg begann an der Lauterschwaner Dorfgrenze und führte nach Süden, Richtung Heidenberg. Der bergansteigende Hohlweg ist noch heute erkennbar. Der weitere Verlauf dürfte am Heidenberg vorbei ins Birkenhördter Tal nach Reisdorf geführt haben und schließlich den Reisbach hinab über den St. Germanshof nach Weißenburg.   
Ein besonderes Schmuckstück ist die Muttergottesstatue aus dem frühen 18. Jahrhundert, die aus dem alten Kirchlein, wenn auch leicht beschädigt, gerettet werden konnte. Der zuständige Pfarrer Süß ließ sie nach Birkenhördt schaffen. Hier wurde sie restauriert und neu bemalt. Der Pfarrer, über den noch heute die herrlichsten Geschichtchen erzählt werden, wollte die auf einer Weltkugel stehende Mutter Gottes eigentlich in Birkenhördt behalten. Aber dagegen wehrten sich die Lauterschwaner und forderten mit Erfolg die Rückgabe. Wie die Statue ursprünglich nach Lauterschwan gekommen ist, darüber streiten sich die Geister. „Angeblich ist sie im 30jährigen Krieg einfach in Lauterschwan abgestellt worden, aber dafür ist sie ja 100 Jahre zu jung“, sagt Ortschef Arnold.
 
Im Buch der Kunstdenkmäler
Den Verfassern eines 1957 erschienenen Buches über die Kunstdenkmäler in Rheinland-Pfalz war die Madonna wertvoll genug, um sie in das über 600 Seiten starke Buch aufzunehmen. Diesem umfangreichen Werk ist zu entnehmen, dass die Kapelle St. Maria vor dem Krieg auch über ein Ölgemälde des Blutwunders von Walldürrn verfügte. Auf der Rückseite war ein Gemälde der Maria mit Kind, das Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden sein soll. Das Bild war nach dem Krieg nicht mehr auffindbar.
Noch Ende der 50er Jahre befand sich auf dem Friedhof auf einem Tischsockel ein im Krieg beschädigtes Steinkreuz mit den heiligen Wundmalen. Man habe es verkürzt wieder aufgestellt, heißt es in dem Kunstführer. Wo das Kreuz geblieben ist, darüber hat auch Bernd Arnold keine Informationen. Lediglich der Sockel stehe noch irgendwo rum, sagt er.
 
Info: Die Kapelle ist fast immer geöffnet, wenn nicht, kann um den Schlüssel bei Frau Reichert, Kirchstraße 10, oder beim Ortschef Bernd  Arnold im Langenthal 1, nachgefragt werden. (lhv)
 
 
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Ein besonderes Schmuckstück ist die Muttergottesstatue aus dem frühen 18. Jahrhundert.
 
Die alte Schule von Lauterschwan, im Hintergrund die Kapelle. 
veröffentlicht in:
Die RHEINPFALZ
vom 6.November 2004
© Lilo Hagen