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Der Berwartstein nach dem Wiederaufbau durch Hoffmann - hier sieht man schön
 den schlossähnlichen Anbau, der einen völligen Stilbruch darstellt und der im 2.
 Weltkrieg wieder zerstört wurde.
 
Theodor von Baginski, genannt Hoffmann, mit seiner Familie im Sommer 1905
Theodor von Baginski oder Hauptmann Hoffmann
 
Der Höhenluft wegen Ruine Berwartstein erworben
Warum Hauptmann Hoffmann, Gründer von Bad Salzig, am Fuße der Burg begraben liegt – Wohnrecht bis ans Lebensende
 
Am Fuße der Burg Berwartstein liegt, eingezäunt mit einem Jägerzaun, einem kleinen Gärtchen gleich das Grab des Theodor von Baginski, genannt Hoffmann, der für den Wiederaufbau der Burg Berwartstein verantwortlich zeichnet. 1896 hatte der Hauptmann a.D. die Burg erworben und wieder aufbauen lassen. Wer war dieser Hauptmann Hoffmann, nach dem in Erlenbach eine Straße benannt ist und der in Bad Salzig als „Gründervater“ geehrt wird?
 
In einem kleinen, im August 1991 von Toni Kahl herausgegebenen Sonderdruck über die Gründung von Bad Salzig findet sich die Lebensgeschichte des Mannes, der von Menschen, die er für seine Freunde hielt, um sein gesamtes Vermögen gebracht wurde und der am Ende, 1920, auch die Burg Berwartstein verkaufen musste.
Geboren wurde er am 9. September 1845 auf dem in den Masuren gelegenen Gut Adlig Kedmedien im Kreis Rössel. Früh erhielt er Privatunterricht, 1855 trat er in die Realschule auf der Burg Königsberg ein, zeigte schon bald eine besondere Begabung für Mathematik, Physik und Geschichte. Gerne wäre er nach dem Abitur Offizier geworden, doch der Vater zog eine wissenschaftliche Laufbahn für den Sohn vor, die Lehrer rieten zum Lehrfach.
 
Im Krieg verletzt
Die Entscheidung fiel durch einen langjährigen Freund des Vaters, den Grafen von Lehndorff, der Theodor in seinem Wunsch unterstützte. Am 1. April 1865 wurde Hoffmann Offiziersaspirant, 1866 führte ihn der Krieg ins Feld nach Österreich. Nach dem Krieg besuchte er die Artillerie- und Ingenieurschule und kehrte danach zurück zur Feldabteilung in Königsberg, wo er bis zum Ausbruch des Krieges 1870/71 Bürodienst verrichtete. In diesem Feldzug zeichnete sich der Leutnant aus, doch nicht nur eine Schussverletzung im Arm sollte gesundheitliche Schäden hinterlassen, an denen er sein leben lang litt. In die Armwunde spritzte eine Hilfsschwester, die die Flaschen verwechselt hatte, unverdünnte Karbolsäure. Acht Stunden lag Hoffmann im Starrkrampf, es kam zum Herzstillstand. Der völlig verzweifelten Hauptschwester, die ihn über die Folgen des zerstörten Nervenstranges nicht im Unklaren ließ, versprach er, nicht zu versuchen, die Schmerzen mit Morphium zu bekämpfen oder gar Selbstmord zu begehen. Doch damit nicht genug, es wurde ihm ein nicht abgezogenes Bett eines an Typhus und Malaria Verstorbenen zugewiesen – und er steckte sich an. Den Typhus überwand er, die Maölaria blieb sein lebenslanger, heimtückischer Begleiter.
 
Mit Hindenburg studiert
Die erste, sehr glückliche Ehe mit der Tochter des berühmten Inhabers des Rheinischen Mineralien-Kontors, Krantz, währte nur sieben Kjahre, auch die beiden Söhne verlor er durch Krankheit. Er wurde zum Hauptmann befördert, von 1873 bis 1876 besuchte er die Kriegsakademie, zur gleichen Zeit war auch der spätere Reichspräsident Hindenburg dort Student. 1876 wurde ihm, wegen seiner Malariaanfälle und den Folgen seiner Armverwundung, der Abschied mit Uniform und Pensionsanspruch bewilligt.
Nach dem Tode des Schwiegervaters übernahm Hoffmann dessen Geschäft und leitete es bis 1888. Durch den An- und Verkauf der Mineralien kam er mit vielen Firmen und Gelehrten aus allen Ländern in Kontakt. In seinem gastfreundlichen haus in Bonn, nicht weit vom Rheinufer, wurden viele Sprachen gesprochen. Zu dieser Zeit war er das einzige Mitglied protestantischer Konfession im Bonner Stadtrat.
Bei der Weltausstellung in London lernte Hoffmann den späteren König Eduard VII. kennen, der ihm den Posten eines englischen Bergwerkdirektors anbot. Doch er lehnte ab.
 
Bergwerk gekauft
Durch seine Hilfsbereitschaft – Hoffman bewahrte einen Nachbarn vor dem Ruin, indem er ihm ein völlig unergiebiges Berkwerk abkaufte – war er in den Besitz der Zink und Bleigrube Bliesenbach gekommen. Wohl mehr aus Zeitvertreib denn aus Gewinnabsicht machte er sich oft bereits am frühen Morgen auf den Weg zu dem Bergwerk am anderen Ufer des Rheins. Es war jedes Mal ein gefährliches Abenteuer, die Pferde mit der Fähre über den breiten Strom zu bringen. Für Hoffmann stand fest, eine Rheinbrücke müsse her. Um die Sache in Gang zu bringen, schlug er der Redaktion einer Zeitung vor, Artikel für eine Brücke zu schreiben. Beim Konkurrenzblatt bot er ebenfalls seine Dienste an, schrieb hier jedoch gegen eine Brücke. So entfachte er wahre Redeschlachten an den Stammtischen, die am Ende zur Gründung zweier Vereine führten, der eine für eine Brücke im Norden der Stadt, der andere für eine Brücke im Süden. Welche der Rheinbrücken es ist gewesen ist, die auf Initiative Hoffmanns gebaut wurde, ist heute nicht mehr bekannt. Sicher ist nur, dass auch die Bedenken des Bürgermeisters zerstreut werden konnten, nachdem Hoffmann einige interessierte Unternehmer zur Zeichnung der geforderten Bürgschaft organisiert hatte.
Eines Tages stieß Hoffmann in seinem bis dahin unergiebigen Bergwerk auf eine große Erzader. Die machte ihn zum reichen Mann. 1889 heiratet er in zweiter Ehe Antonie von Baumbach aus dem Hause Kirchheim in Hessen. Zwei Jahre später bezog er bei Metz das Landhaus eines ehemaligen Weingutes. Der umtriebige Ostpreuße fand auch hier schon bald wieder etwas zu tun: Er brachte die Stadterweiterung von Metz in Gang. Im Gegensatz zur damaligen Politik war Hoffmann der Meinung, dass man Elsass-Lothringen seiner besonderen Art entsprechend behandeln müsse. Mit dieser Denkweise erwarb er sich das Vertrauen der Bürger von Metz, die ihn in den Reichstag wählten. Auch wurde er, als einziger „Altdeutscher“, an der Dampfziegelei in Jouy-aux-Arches beteiligt und zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates gewählt.
In dieser Zeit verschlimmerte sich seine Malaria, und die Ärzte verordneten ihm Höhenluft. Deshalb erwarb er die Ruine Berwartstein, die sich damals in französischem Besitz befand, renovierte sie und machte sie zu einer Sehenswürdigkeit. Von 1899 bis zu seinem Tode 1929 bewohnte er mit seiner familie den oberen Teil, von wo man einen herrlichen Rundblick auf den Wasgau seinen bizarren Felsen hat. 
 
 
Gründer des Heilbades
 
Es versteht sich von selbst, dass Bad Salzig die Gründung dieses Heilbades heute als das eigentliche Lebenswerk des Hauptmann von Baginski bezeichnet. Doch die Gründung von Bad Salzig sollte Hoffmann in den finanziellen Ruin treiben. In den Jahren 1901 und 1902 ließ Hoffmann die erste Quelle bohren. 1903 bis 1905 erschloss er dem Bad eine zweite Quelle in 447 Metern Tiefe. Er ließ ein Kur- und ein Badehaus errichten. Ab 1904 gingen glänzende Kaufangebote ein, ein belgisches Syndikat bot 1,5 Millionen Reichsmark. Ein anderes Angebot betrug fünf Millionen Franc und aus London bot man sechs Millionen Mark. Doch die Gebrüder Prieger, die das Vorkaufsrecht hatten, lehnten alles ab. Sie selbst stiegen ein und es gelang ihnen durch Falschaussagen, Meineid und falsche eidesstattliche Versicherungen, das gesamte Vermögen des Hauptmanns, das in dem Unternehmen Bad Salzig steckte, an sich zu bringen. Nachdem sie sich bereits des Großteils seines Vermögens bemächtigt hatten, zeigten sie Hoffmann auch noch wegen Untreue, Erpressung und Totschlags an. Er wurde aber „auf Antrag des Staatsanwaltes glänzend mit besonderer, das heißt ausdrücklicher Ehrenerklärung freigesprochen“. Priegers Verhalten wurde mit „gemein“ charakterisiert, schreibt Hoffmann noch am gleichen Abend an seinen Sohn.
An der finanziellen Situation des Hauptmanns änderte das Urteil indes nichts. Da Hoffmann keine Gütertrennung mit seiner Frau vereinbart hatte, sollten am Ende sogar die Möbel der Familie gepfändet werden, was durch die Nachsicht der Behörden verhindert werden konnte. Vergeblich bemühte sich Hoffmann um ein Gespräch mit den Brüdern, vergeblich versuchte der Landrat von St. Goar und selbst der Regierungspräsident der Rheinprovinz zu vermitteln.
Hauptmann Hoffmann (3. von links) 1902 beim Sprudeln der ersten Quelle in Bad Salzig.
 
Wohnrecht auf der Burg
Es half nichts. 1920 glückte es Hoffmann, den Berwartstein zu verkaufen und die Prieger-Brüderauszubezahlen. Sein Vermögen hatte er verloren und die Arbeit, seine Ideen und sein Engagement sind ihm nie vergütet worden. Beim Verkauf der der Burg hatte sich Hoffmann allerdings ein lebenslanges Wohnrecht ausbedungen.
Auch weiterhin nahm er regen Anteil am Geschehen in der Welt. Schon früh hatte er erkannt, dass seine Wahlheimat, die Rheinpfalz und dort besonders der Wasgau, von der Münchner Regierung stiefmütterlich behandelt wurde. Den Grund sah er in der weiten Entfernung, darum trat er für die staatsrechtliche Trennung der Pfalz von Bayern ein. Nach dem Ersten Weltkrieg verschrieb sich Hoffmann den Separatisten, die scheinbar dasselbe Ziel verfolgten. Erst als sie ihre Maske fallen ließen und unter französischer Protektion die Loslösung der Rheinpfalz vom Deutschen Reich proklamierten, sagte Hoffmann sich in der stürmischen Putschveranstaltungen am 1. Juni 1919 in Speyer empört von ihnen los.
 
Für Bahnverbindung eingesetzt
In diesem Jahr begann sich Hoffmann auch in die immer wieder ins Stocken geratene Planung einer Bahnverbindung von Bergzabern nach Bundenthal einzumischen. Sein Beweggrund war in erster Linie die Förderung des Fremdenverkehrs. Er scheint die zuständigen Behörden in Bayern und in der Pfalz mit Eingaben regelrecht bombardiert zu haben. Allerdings, wie man unschwer erkennen kann, ohne Erfolg.
Viele Menschen wandten sich Rat suchend an ihn, wenn es um Quellen ging. So wurde unter seiner Leitung im Albtal bei Karlsruhe eine Trinkwasserquelle gebohrt, die sich guten Absatzes erfreute. Jeden Sommer pilgerten viele Menschen zum Berwartstein, nicht nur, um die wieder erstandene Burg mit ihren Felsengängen und Gemächern zu besichtigen. Der alte Herr, der über ein ausgezeichnetes Gedächtnisbund einen ausgeprägten Sinn für Humor verfügte, war ein prächtiger Erzähler. Seine großen Erfahrungen und Weltweisheiten machten ihn zu einem beliebten Ratgeber. Viele alte Freunde, die seine Kameradschaftlichkeit und Hilfsbereitschaft schätzten, besuchten ihn immer wieder, neue Freunde kamen hinzu. In jenen jahren führte Hoffmann einen ausgedehnten Briefwechsel weit über die Grenzen der Rheinpfalz hinaus.
 
Mit E.T.A. Hoffmann verwandt
So war er über ganz Deutschland als Ratgeber in der Erforschung von Familiengeschichte bekannt. Bei der Erforschung seiner eigenen Familiengeschichte hatte er viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Zur weit verzweigten Familie des Hauptmann Theodor Hoffmann von Baginski, die von einem alten polnischen Adelsgeschlecht abstammt, gehört auch der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann.
Die Bürger von Bad Salzig wussten wohl, was sie Hoffmann zu verdanken hatten. So ist in der Bopparder Zeitung vom 26. Juli 1905 zu lesen: „Die Badeverwaltung des Bades Salzig veranstaltete gestern Abend in dem Kaffee-Restaurant ‚Salzborn’ für ihre Angestellten und Arbeiter eine kleine Feier. Bei dieser Feier wurde auch des Begründers des Bades, Herrn Hauptmann a.D. Hoffmann auf der Burg Berwartstein in der Pfalz, gedacht und ein Hoch auf denselben ausgebracht ebenso wurde die Absendung eines Telegramms beschlossen.“ Als man 1926 das 25. Jubiläum des Bestehens der ersten Quelle feierte, da konnte Hoffmann der Einladung wegen seines fortgeschrittenen Alters von 81 Jahren nicht folgen. „Wenn Sie ein Bild von sich senden würden, das als das des Badbegründers besonders geehrt sein muss, so bin ich bereit, es an dem Haupttage und noch acht Tage danach auszustellen“, schrieb ihm der Mechanikermeister Jakob Fondel.
Sechs Wochen vor seinem Tod siedelte Hoffmann, geistig noch immer voll auf der Höhe, ins Krankenhaus nach Annweiler, wo er am 8. Oktober 1929 starb. Man begrub ihn zu Füßen der Burg Berwartstein, die er so sehr geliebt hat.
 
 
Gedicht
 
Letzter Wunsch     
 
Wann endlich klopfst du bei mir an,
Du alter Knochensensenmann,
Und führst mich zu dem Jenseits hin,
Aus dem ich hergekommen bin?
 
Damit ich seh’ in seinem Licht
Ihn, der so freundlich zu uns spricht:
„Kommet her zu mir, ihr Leut’,
Die ihr mühselig und beladen seid!“
 
Seine Liebe hat mich stets beseelt,
Wenn ich auch manchmal hab gefehlt.
Sie setzte mich ins Leben rein,
Damit ich sollt’ ein Dulder sein.
 
Geduldet hab’ ich nun genug.
Drum zieht über mich das Leichentuch
Und schüttelt Erde hübsch darauf,
Wenn ich vollendet hab’ den Lauf.
 
Und blühen drauf Vergissmeinnicht,
Dann gedenket, was er spricht!
Lasst mich hier ruh’n in Frieden,
Denn ich gehöre zu den Müden.
 
Hauptmann Hoffmann
 
Am Fuß der Burg Berwartstein liegt das Grab des Theodor von Baginski. Er starb am 8. Oktober 1929.
 
Zum Gedenken
Die Gemeinde Bad Salzig, die am morgigen Samstag am Eingang zum Kurpark eine Büste von Hoffmann zum Gedenken an sein Werk enthüllt, hat die Gemeinde Erlenbach gebeten, sein Grab am Fuße des Berwartsteins zu pflegen. Inzwischen hat sich auch aus Bad Bergzabern jemand gemeldet, der die Pflege des Grabes übernehmen möchte.
 
Über Bad Salzig
Die Broschüre „Die Geschichte von der Gründung des Bades Salzig“, in der auch der lebenslauf Hoffmanns beschrieben ist, kann über Anton Kahl, Telefon 06742/6128 für fünf Eurobezogen werden.
veröffentlicht in:
Die RHEINPFALZ
vom 5. April 2003
© Lilo Hagen