Als erfolgreicher Unternehmer ...
... als Konfirmand ...
... und in ganz jungen Jahren. 
Menschenfreund und erfolgreicher Unternehmer
 
 
Ludwigswinkel: Eine Rapsölmühle als Grundstein der Firma Tehalit - Pirmasenser Stadtspitze lehnt Theysohn-Antrag auf größeres Firmengelände ab
 
 
Vor 36 Jahren rief der Unternehmer Daniel Theysohn seine Stiftung ins Leben, die der Südwestpfalz weit über seinen Tod hinaus zum Segen geworden ist.
 
Geboren wurde Theysohn am 18. Juni 1904 im königlich-bayrischen Pirmasens des Deutschen Kaiserreichs. Er stammte aus den für Pirmasens typischen, kleinbürgerlichen Verhältnissen, denen bereits sein Vater zu entrinnen suchte, was ihm in diesen von starken gesellschaftlichen Veränderungen geprägten ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auch gelang. In der Glockenstraße 16, oberhalb der Parkbrauerei fand Daniel Theysohn senior ein neues Wohnhaus mit genügend Platz, um die Firma „Theysohn und Heumach“ vergrößern zu können. Bis dahin lebte die kleine Familie – zwei Jahre nach Daniel kam mit Luise (Lu) Theysohn das zweite Kind – im Haus des Großvaters Ludwig Heumach in der Christiansgasse.
Geprägt wurde Daniel Theysohn vor allem von seiner Familie, die ein festes Gefüge darstellte, das dem einzelnen Mitglied Halt und Charakter gab. Und so wie der Großvater mütterlicherseits als gütiger, aber auch wegweisender Patron seiner großen Familie vorstand, so war der Firmeninhaber Daniel Theysohn nicht nur Chef seines Betriebes, sondern auch der väterliche Begleiter eines jeden seiner Mitarbeiter. 1934 besuchte Daniel Theysohn die Weltausstellung in Chicago. Dabei reiste er auch nach Detroit zu den Werken von Henry Ford, für dessen Ideen er sich schon als junger Mensch begeisterte. Doch Theysohn wusste schon früh zu differenzieren und wählte für sein Unternehmen nur die Ideen, die sich problemlos nach Europa transportieren ließen.
Der gut aussehende  junge Mann war ein stiller Zeitgenosse, kein Freund der vielen Worte, was manche Menschen zu der Annahme verleitete, er sei ein wenig beschränkt in seiner Denkungsart. Doch Daniel sah alles, hörte alles und hatte eine rasche Auffassungsgabe. Außerdem war er in der Lage, komplizierte Zusammenhänge mit ganz wenigen Worten verständlich zu machen – und Daniel Theysohn konnte verschwiegen sein. Schon früh entwickelte er die Eigenart, alle Ideen auf kleinen Zetteln zu notieren, die er dann in der Brusttasche  seines Arbeitskittels verschwinden ließ. Das brachte später seine Mitarbeiter zur Verzweiflung und am Ende auch seine Biografin, denn viel Handschriftliches hat der ideenreiche Unternehmer nicht hinterlassen.
Mit 17 Jahren spürte der sensible junge Mann die Bedrückung, die auf seiner inzwischen 40 Jahre alten Mutter lastete, die zwei erwachsene Kinder hatte. Luise Theysohn erwartete noch einmal ein Baby, der Nachkömmling wurde auf den Namen Albert getauft. Später sollte Daniel in dem jüngeren Bruder, der sich als begabter Techniker und Erfinder erwies, den engsten Freund und Mitarbeiter finden. Albert war aus dem gleichen Holz geschnitzt, verfügte über den gleichen feinen Humor, der auf einer scharfen Beobachtungsgabe gründete und der so manches Mal die nur allzu augenscheinlichen Schwächen der hin und wieder recht großspurigen „Bärmesenser Braddler“ zur Zielscheibe machte.
 
Ruth die Liebe des Lebens
In Ruth Bachrodt fand Daniel Theysohn die Liebe seines Lebens – und als 1931 die Wahl zur ersten pfälzischen Weinkönigin anberaumt wurde, sorgte Daniel dafür, dass seine Liebste in Neustadt an der Weinstraße anwesend war. Auf die alles entscheidende Frage: „Was benötigt eine Weinkönigin auf alle Fälle?“, erklärte Ruth Bachrodt: „Sie benötigt auf jeden Fall ein paar gute Schuhe, damit sie im Weinberg arbeiten kann.“ Mit dieser Antwort besitzt sie das Herz des jungen Schuhfabrikanten für alle Zeiten. Erst 1938 konnten Daniel und Ruth heiraten, knapp ein Jahr später begann der Zweite Weltkrieg. 
Während des Russlandfeldzugs entkam Albert nur knapp dem Tod, an seinen schweren Verletzungen litt er für den Rest seines Lebens. Die Schuhfabrik in der Glockenstraße wurde bei einem Bombenangriff fast vollständig zerstört, 19 Mitarbeiter und ein Onkel Daniels fanden den Tod. Das Kriegsende war auch für Daniel und Albert Theysohn die Stunde Null. Sie begannen auf den Trümmern einen Neuanfang. Sie gruben die Maschinen aus und stellten sie in die wenigen noch nutzbaren Räume. Das waren die Werkstatt und die Garagen. In dem noch intakten Teil des Kellers richteten sie sich notdürftig ein. Die beiden Männer wollten möglichst schnell wieder in die Schuhfabrikation einsteigen und Geld verdienen. Da an eine Massenproduktion ohne das notwendige Leder nicht zu denken war, suchten sie nach anderen Möglichkeiten.
Als Albert mit einer heißgelaufenen Rapsölmühle herumspielte und diese statt mit Raps mit dem wundersamen Kunststoff Igelit fütterte, entstanden Kunststofffäden, die das Problem der Brüder lösten. Der Grundstein der Firma Tehalit war gelegt, die Idee, Schuhe aus Kunststoff herzustellen, geboren. Das Geniale an dieser Sache war dabei weniger der Extruder an sich, sondern die Idee, ihn für die Schuhindustrie zu nutzen. Daniels unternehmerisches Gespür und Alberts Ideenreichtum waren die entscheidende Grundlage für den Erfolg. Der jüngere Theysohn war von der Idee mit den Plastikschuhen wie besessen, er wusste, dass man als erstes einen funktionierenden Extruder benötigen würde, wenn man „dieses Zeug“ in großen Mengen herstellen wollte, und machte sich umgehend auf die Suche nach einem passenden Rohr. Zu seiner größten Freude wurde er auf einem Acker unterhalb der Straße zwischen Dahn und dem Ortsteil Reichenbach fündig. Hier stand eine Flugabwehrkanone, deren Rohr vom Kaliber 8,8 Zentimeter aus feinstem Stahl gefertigt war. Gemeinsam mit seinen Verbündeten montierte er das Rohr ab und schaffte es in die Werkstatt nach Pirmasens.
 
Extruder der besonderen Art
Es entstand ein Extruder der besonderen Art. Aus den mit seiner Hilfe hergestellten Bändern wurden Damenschuhe aus Plastik produziert. Luftundurchlässige, scheußlich unbequeme Pumps, die in der modischen Diaspora lebenden Damenwelt reisenden Absatz fanden. So gründeten die beiden Theysohns mit dem Ziel, für die Schuhindustrie einen Ersatzstoff für Oberleder zu schaffen, am 1. Juli 1946 die Tehalit Kunststoffwerk GmbH. Albert hatte an die „Teha“ einfach noch die zweite Silbe von „Igelit“ gehängt.
Als das dringend benötigte Leder wieder zu haben war, hörten die Brüder nicht auf, mit dem Kunststoff zu experimentieren. Inzwischen haben sie festgestellt, das sich das Material hervorragend zur Herstellung von Schuhrahmen eignet. Die „Tehalit“, kaum geboren, beginnt mit der Produktion von Schuhrahmen aus Kunststoff. Anfänglich war die Teha-Schuhfabrik der einzige Abnehmer der bei „Tehalit“ hergestellten Flechtbänder, Rundriemen und Schuhrahmen, doch nach und nach interessierten sich auch andere Schuhfirmen für den „neumodischen Kram“, der da in der Glockenstraße produziert wurde.
„Wer meint, Globalisierung sei ein Phänomen unserer Zeit, der mag sich eines Besseren belehren lassen, wenn er die Geschichte der Entwicklung der Schuhfabrik Teha zum kunststoffverarbeitenden Unternehmen ‚Tehalit’ nachliest, die Gedankengänge Daniel Theysohns dabei nachvollzieht, sein Ringen um die richtige Entscheidung, aber letztlich auch seine Entschlusskraft bewundert. Im Übrigen lässt sich am verhalten und den Entscheidungen der Pirmasenser Stadtoberen nachvollziehen, dass kommunale Selbstverwaltung auch die Freiheit einschließt, gravierende Fehler zu machen, allerdings dann auch zu Lasten der Allgemeinheit“, kommentiert Landrat Hans Jörg Duppré die Ablehnung eines Antrags der Theysohns auf größeres Firmengelände durch die Pirmasenser Stadtspitze. Daniel Theysohn verkaufte die Teha Schuhfabrik an die Salamanderwerke und zog mit der ‚Tehalit’ nach Heltersberg.
Ruth und Daniel hatten am Saarbacherhammer, zwischen Fischbach und Ludwigswinkel, ein Zuhause gefunden und fühlten sich den Menschen in ihrer Nachbarschaft verbunden. Besonders den jungen Leuten, die in dieser abgelegenen Grenzregion im wahrsten Sinne eine begrenzte Lebensperspektive haben. Daniel Theysohn suchte nach Möglichkeiten, vor allem die Bildungschancen dieser jungen Leute zu steigern. Sein Freund und Steuerberater Pete-Klaus Förster überzeugte Daniel von seiner Stiftungsidee, am 20. Mai 1970 wurde die Daniel Theysohn-Stiftung zur Förderung der schulischen und beruflichen Ausbildung junger Menschen aus Ludwigswinkel und Fischbach gegründet. Nach dem Tod Theysohns, er starb am 27. Juni 1980 in Pirmasens, wurden seinem Willen entsprechend auch die Holzlandgemeinden Waldfischbach-Burgalben, Heltersberg, Schmalenberg und Geiselberg in die Ausbildungsförderung mit einbezogen.
 

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(Foto: Manfred Kuntz)
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Kurz nach Kriegsende brachten die Brüder Theysohn
 mit den in vielen Farben erhältlichen Plastikschuhen
 wieder pfiffigen, wenn auch äußerst unbequemen
 Schick in die Schuhschränke der Damenwelt.
 
Schmuck, aber nicht protzig: der Verwaltungssitz der Daniel Theysohn-Stiftung in Ludwigswinkel.
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Im Messekatalog aus dem Jahr 1955 findet sich eine große Anzeige der Firma Teha
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Bereits 1953 waren die Theysohns auf der Pirmasenser Messe groß vertreten.
Das Buch

 

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„Der Aufsichtsrat war der Meinung, dass angesichts der Bedeutung des Stifters ein Verkauf der Biografie nicht angemessen ist“, erklärt der Geschäftsführer der Daniel Theysohn-Stiftung, Dieter Schehl, auf Anfrage der RHEINPFALZ. Die Stiftung hat je ein Kontingent Bücher – die Biografie ist in einer Auflage von 2000 Exemplaren gedruckt worden – den Verbandsgemeinden Dahner Felsenland und Waldfischbach Burgalben und deren durch den Stifterwillen besonders bevorzugten Gemeinden Fischbach, Ludwigswinkel, Geiselberg, Heltersberg, Schmalenberg und Waldfischbach-Burgalben, sowie der Geburtsstadt des Stifters, Pirmasens, zur Verfügung gestellt. Interessierte erhalten gegen eine Spende, die zweckgebunden im Sinne des Stifters verwendet wird (Spendenquittung wird ausgestellt) ein Exemplar bei den oben genannten Gemeinden. Außerdem kann das Buch in Kürze in den öffentlichen Büchereien des Felsenlandes ausgeliehen werden. Weitere Büchereien, die zwecks Ausleihe Exemplare benötigen, können sich bei der Stiftung melden. Schulen können die Autorin Lilo Hagen kostenfrei über die Theysohn-Stiftung für eine dem Alter der Schüler entsprechende Lesung engagieren. Tel: 06393-809811.
 
   
 
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Das hat er nicht geahnt
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Daniel verlangte nichts, 
was er nicht auch bereit war zu geben“ 
(Anke Förster)
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Anke Förster ist überzeugt davon, dass ein Unternehmer wie Daniel Theysohn auch heute noch seine Ideen umsetzen kann. RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Lilo Hagen befragte die Aufsichtsratsvorsitzende der Daniel Theysohn-Stiftung.
Was war der Beweggrund der Stiftung, über den Stifter Daniel Theysohn eine Biografie zu erstellen?
Wir wollten ein Zeitdokument schaffen, um die Erinnerung an den außergewöhnlichen Menschen wach zu halten – für die, die ihn kannten, aber auch für alle, die ihn nicht kannten. Und wir wollen seinen Willen dokumentiert wissen.
Sie haben Daniel Theysohn noch persönlich gekannt. Glauben Sie, er hat geahnt, welche Dimension seine Stiftung einmal haben wird?
Absolut nicht! 1970 herrschten noch ganz andere Verhältnisse und selbst 1980, als er die Augen für immer schloss, war die Tehalit noch lange nicht das, was sie bei ihrem Verkauf darstellte.
Aus welchem Grund hat er sich so für die Bildung junger Menschen in der Region eingesetzt?
Er erkannte schnell, welches Potential sich in dieser ländlichen Region versteckt. Potential, das sich nicht entfalten konnte, weil den jungen Menschen die nötige Ausbildung fehlte, oft auch bedingt durch die finanziell begrenzten Mittel des Elternhauses. Das erlebte er in der Tehalit ebenso wie auch in seinem geliebten Sauertal. Hier helfend einzugreifen, war ihm ein besonderes Anliegen.
Glauben Sie, dass in unserer Zeit ein Unternehmer wie Daniel Theysohn noch eine Chance zur Umsetzung seiner Ideen hätte?
Davon bin ich überzeugt. Voraussetzung ist die richtige Idee zur richtigen Zeit und das richtige Produkt – und der Wille, die Idee auch umzusetzen. Nach wie vor ist Menschenfreundlichkeit Grundvoraussetzung für bleibenden Erfolg, denn ein erfolgreicher Unternehmer lässt seine Mitarbeiter mitdenken und entlohnt sie entsprechend.
Welchen Rat würde er heute einem Unternehmer seines Schlages geben?
Erfolgreich sein kann auf Dauer nur, wer seine Idee in den Mittelpunkt stellt, wer bereit ist, Opfer zu bringen. „Leben und leben lassen“ war Daniels Devise. Er ging seinen Mitarbeitern voran, verlangte nichts, was er nicht auch selbst bereit war zu geben. Ganz wichtig ist auch, dass der Ehepartner bereit ist, diesen Weg mitzugehen. Früher hieß es: „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine kluge Frau“. Dass dies inzwischen auch andersherum möglich ist, beweist nicht zuletzt unsere Bundeskanzlerin.“
 
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veröffentlicht in:
Die RHEINPFALZ
vom 3. Juni 2006
© Lilo Hagen
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