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- Es kommt auf den Blickwinkel an
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- Wir hatten einen kleinen Hund bei uns
Daheim, in dem so ziemlich alle Rassen dieser Welt vertreten waren. Es
war ein strubbeliger Geselle und beim besten Willen keine Schönheit,
aber klug war er und sehr, sehr mutig.
- Am Morgen holte er für meinen Großvater
die Zeitung, die in dem Briefschlitz in der Eingangtür steckte, am
Abend schleppte er für den alten Herrn die Hausschuhe herbei.
Er gehorchte aufs Wort, was ihm eine Freiheit verschaffte, von der
andere Hunde nur träumen können. Er durfte den Großvater überall
hin begleiten, ja selbst beim Stammtisch fehlte der kleine Kerl mit
den eingeknickten Ohren nie.
- Wenn Großvater ihn irgendwo ablegte,
konnte nichts auf der Welt ihn bewegen, diesen Platz wieder zu
verlassen, bis sein Herr ihn wieder abholen kam.
- Als die Bulldogge vom Nachbarn eines
Tages unseren altersschwachen Kater erwischte und ihm den Garaus
machen wollte, da stürzte sich unser Hund todesmutig auf den riesigen
Angreifer und rettete dem Kater das Leben.
- Wir sahen weder seine abgeknickten
Ohren, noch sein struppiges Fell. Wir sahen nur seine wunderschönen
Augen, aus der alle Liebe strahlte, die so ein Tier für seinen Herrn
wohl aufbringen kann.
- Als eines Tages unsere feine Tante aus
der Stadt zu Besuch kam, da führte sie uns die ganze Hässlichkeit
unseres kleinen Freundes vor Augen. Angeekelt drehte sie ihr Gesicht
weg und fragte den Großvater, wie er es dulden könne, dass sich
solch ein hässlicher Straßenköter in seinem Haus breit mache.
- „Du findest ihn hässlich?“, fragte
mein Großvater. Ich finde ihn wunderschön, denn all das, was du hässlich
nennst, bewundern wir an ihm“, sagte er.
- „Ja, es kommt eben immer auf den
Blickwinkel an, aus dem man eine Sache zu beurteilen in der Lage
ist“, meinte meine Mutter.
- Ob meine feine Tante etwas begriffen
hat, weiß ich nicht, wir Kinder aber hatte unsere Lektion gelernt.
- Mit lieben Grüßen
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- Ihr Wasgaustreicher
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