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Leseprobe: 
 
Wie alles begann
 
1967 schlug die Planungsgemeinschaft Westpfalz vor, mit einem Stausee zur Belebung des Fremdenverkehrs ein Zentrum als Anziehungspunkt für Jung und Alt zu schaffen. Die Vision war klar, zwischen Schönau, Fischbach und Rumbach sollte ein See entstehen, der alle nur denkbaren Freizeitmöglichkeiten bot.
Zwei bis drei Campingplätze, Parkplätze für mindestens 400 Fahrzeuge, Liegewiesen und Badezonen für 7500 Besucher, Freibadestrand, Bootsstege, Wochenendhausgebiete, See-Rundweg, Minigolfanlage und Tennisplätze, Bocciabahnen, Ballspielwiesen, Wildgehege, Hotels mit Hallenbädern und Kegelbahnen, Fremdenpensionen, Restaurants und Cafés, Schnellimbisse, Kioske, ein Ruder- und Segelclub und eine Angelkolonie waren geplant. Eine Horrorvision für jeden naturverbundenen Menschen, der sich dem naturverträglichen sanften Tourismus, dem sich die Region inzwischen verschrieben hat, verpflichtet fühlt. Dennoch, aus dem Blickwinkel der damaligen Zeit und ihrer Wertvorstellungen waren die Projekte wie der Weiterbau der A8 durch den Pfälzerwald und der geplante Bau des Wasgausees, um der Strukturschwäche dieser Grenzregion entgegenwirken, sicherlich zukunftsweisend.
Bereits drei Jahre später liegt die Planungsstudie der Landsiedlung Rheinland-Pfalz auf dem Tisch. Der heutige Oberbürgermeister von Pirmasens, Joseph Krekeler, erklärt den See auch für Pirmasens als wichtig. Im November besucht der damalige Landwirtschaftsminister Otto Meyer Fischbach. Die Gemeinde setzt große Erwartungen auf die Verwirklichung dieser Pläne, denn man sucht Möglichkeiten, den Fremdenverkehr zu beleben um so dem Fernpendlertum und der schleichenden Abwanderung immer mehr junger Menschen Einhalt zu gebieten.
Ein Jahr später erklärt sich der Kreistag bereit mit 11,6 Millionen Mark einen Teil der Kosten zu übernehmen.
1972 werden die ersten Bodenproben entnommen. Im August bemerkt Dr. Claus Fischer von der Planungsgemeinschaft Westpfalz, es gehe schleppend voran. Inzwischen sind die Prognosen für die Kosten auf 13 Millionen gestiegen, der damalige Fischbacher Ortschef, Klaus Bignet, hält den Wasgausee für die Förderung des Fremdenverkehr für ungeeignet.
1973 gründet sich der Zweckverband "Wasgausee", dem der Landkreis Pirmasens, die Stadt Pirmasens und die Verbandsgemeinde Dahn angehören.
Ein Jahr später verspricht der Verkehrs- und Wirtschaftsminister Heiner Holkenbrink: "Der Wasgausee wird großzügig gefördert". Im Juni 1974 dann die konstituierende Sitzung des "Zweckverbandes Wasgausee". Fünf Jahre hatte es von der Idee bis zur Gründung des Zweckverbandes gedauert. Was dem Projekt von Anfang an fehlt, aus heutiger Sicht ein Glücksfall, ist ein Vorreiter, einer der bereit ist, für diese Idee "Wasgausee" zu kämpfen. Daher kommt das Projekt nur im Schneckentempo voran, zehn Jahre nach der Vorstellung des Konzeptes ist man noch immer nicht im Besitz von Grund und Boden. Ein Jahr später werden erneut Bodenproben entnommen und im gleichen Jahr erfolgt auch die Ankündigung, daß mit dem Bau 1977 begonnen werden soll.
Die zu erwartenden Kosten für Landkauf, Dammbau und Stauanlage, die gesamten Ver- und Entsorgungsanlage und die geplanten Freizeitmöglichkeiten belaufen sich nach einer Kostenschätzung auf über 32 Millionen an öffentlichen Mitteln. Über 47 Millionen sollen von privaten Investoren aufgebracht werden. Doch das Jahr 1977 bringt keinen Baubeginn, sondern die Eröffnung des Flurbereinigungsverfahrens um den Zweckverband Wasgausee in den Besitz der restliche, bisher immer noch nicht erworbenen Grundstücke zu bringen. Man schreibt Sebtemer 1977.
Zwei Jahre später kann endlich der erste Entwurf eines Bebauungsplanes vorgelegt werden.
1981 dann der Schock. Die Kosten für die Frisch- und Abwasserversorgung würden sich auf 35 Millionen Mark belaufen, man diskutiert im Kreistag über Abstriche beim Wasgausee. Wirtschaftliche Stagnation, leere öffentliche Kassen und die erheblichen Kostensteigerungen, besonders im Abwasserbereich, drohen das Projekt zu kippen. Die Grünen stellen einen Antrag, das ganze Projekt ins Wasser fallen zu lassen. Im September erklärt der Professor für Tourismus Jost Krippendorf: "Der Wasgausee ist bedenklich" und fordert ein Naturschutzgebiet. Der Widerstand aus der Bevölkerung gegen das geplante Projekt wird immer stärker. Keiner will eigentlich den Massentourismus in dieser kleinen, beschaulichen Region. Naturschützer erklären das Feuchtgebiet des Königsbruchs sei ein einmaliges Biotop und somit ein schützenswertes Naturreservat. Im Januar 1986 wird  die "Bürgerinitiative gegen den Wasgausee" in Dahn gegründet. Im August wenden sich die Jusos gegen das Projekt. Im Juli 1987 wird öffentlich diskutiert, was aus den Wasgausee-Millionen werden soll, wenn der See gar nicht kommt. Im September bezieht auch die FDP eindeutige Position. Ein vom Umweltministerium in Auftrag gegebenes Gutachten spricht eindeutig gegen den See. Die Bedenken bezüglich des Königsbruchs bestätigen sich. Denn die Gemeine Keiljungfer und die Langflügelige Schwertschrecke sind nur zwei einer Vielzahl Tier- und Pflanzenarten, die unter den Arten- und Biotopschutz fallen. Sie sorgen letztlich dafür, dass die Idee vom Massentourismus im Sauerbachtal endgültig zu Grabe getragen werden muss.
Im November 1987 faßt das Landeskabinett den entsprechenden Beschluss. Es wird keinen Wasgausee geben. Verständlicherweise reagiert man in der Region mit großer Enttäuschung. Denn es gibt auch viele Befürworter des Projektes. Begriffe wie "die verratene Region" werden im Zusammenhang mit der Aufgabe der A8 und des Wasgausees laut. Hinzu kommen Negativ-Schlagzeilen wie "Giftgaslager im Pfälzerwald", welche die depressive Stimmung in der Bevölkerung nur noch fördern. Im April 1988 fordert der Zweckverband das Geld zurück, im Dezember 1988 wird das Königsbruch unter Naturschutz gestellt, im Mai 1989 kauft das Land Rheinland-Pfalz das Königsbruch für sieben Millionen Mark und 1994 wird der Zweckverband endgültig aufgelöst.
Das Ziel, in dieser sehr strukturschwachen Region durch ein Schlüsselprojekt eine Eigenentwicklung auszulösen und damit die Wirtschaft zu stabilisieren, war gescheitert.
Mit dem Sterben des Wasgausees erblickte die Idee "Biosphärenhaus" das Licht der Welt. Was der Idee des Wasgausees gefehlt hatte, einen Vorreiter, der sich mit dem Projekt von Anfang an zu identifizieren und es anzutreiben wusste, den  hatte die Idee "Biosphärenhaus" von der ersten Stunde in der Person des Ortsbürgermeisters Dieter Schehl. Denn um Ideen war der bis im Sommer 1999 amtierende Ortschef nie verlegen. Dem aufstrebenden Fremdenverkehrsort fehlte eine Halle für großer und kleine Festivitäten, und weil die alleine nicht genügte die Mainzer Landesregierung zur Mitarbeit zu bewegen, strickte man ein innovatives Konzept für ein Tagungs- und Informationszentrum. Bereits 1986 beschloss der Fischbacher Gemeinderat, das Gebiet das für den Wasgausee vorgesehen war in die Planung des Dorferneuerungskonzept mit einzubeziehen.
Im Juni 1988, fünf Monate bevor das Königsbruch unter Naturschutz gestellt wurde, forderte  Bürgermeister Dieter Schehl eine Ergänzung der Ersatzmaßnahmen für den Wasgausee und unterbreitete die Idee  von der Errichtung eines "Naturschutz- und Wasgau-Dokumentationszentrums Königsbruch".
Das definierte, und immer noch aktuelle, strukturpolitische Ziel vor Augen, besann man sich auf die vorhandenen endogenen Potentiale, den wertvollen Naturraum in der Region, hier insbesondere des Königsbruchs und auf den in Ansätzen vorhandenen Fremdenverkehr. Dieser Angebotsseite wurden drei wesentliche Aspekte einer Nachfragenseite gegenübergestellt.
Die steigende Sensibilität für die Umwelt, den Schutz sensibler Biotope und gefährdeter Arten und die Erkenntnis, daß der Komplexität des Mensch-Umwelt-Systems in Wissenschaft, Planung, Verwaltung und Politik kein angemessenes System der Koordination gegenübersteht.
Im März 89 wird eine Vorstudie "Informations- und Tagungszentrum" in Auftrag gegeben. Vom damaligen Innenminister Rudi Geil heimst Fischbach viel Lob dafür ein: "Ich halte Ihre Konzeption, die sich in meine Vorstellung einer kommunalen Strukturpolitik von unten einfügt, für beachtenswert" so Geil, der das Projekt als überörtliche, raumbedeutende Maßnahme einstufte.
Ein Gutachten zur Nutzungskonzeption und Wirtschaftlichkeit wurde vom Innenministerium daraufhin bei Pohl-plan in Walldorf in Auftrag gegeben. Dieses lag im August 1992 vor.
Die Kostenschätzung der Maßnahme beliefen sich auf 14 Millionen Mark, das Bauvorhaben sollte mit 80% Zuschuss des Landes und 10 Prozent Zuschuss der Gemeinde finanziert werden. Je 5 Prozent sollten von der Verbandsgemeinde und dem Landkreis kommen. Bereits am 30 Dezember 1992 bewilligte das Innenministerium des Landes Rheinland-Pfalz für den 1. Bauabschnitt "Ersatzwasserbeschaffung" zwei Millionen Mark. Die Maßnahme wurde sofort ausgeführt. Im Juli 1993 erhielt die Gemeinde aus dem Städtebauförderungsprogramm 130000 Mark für Konzeptionsentwicklung und Vorplanung zur Vorbereitung des Informationszentrums mit Bürgersaal bewilligt. Am 17. November 1995 gewährte die Städtebauförderung noch einmal 1,9 Millionen Mark, womit die Finanzierung vorerst gesichert war.